15. Spieltag 1975 / 76 Sa., 15.11.1975

2. Bundesliga Süd

1. FC Nürnberg - SSV Reutlingen

3:0 (2:0)

1. FC NÜRNBERG:

Schwarzwälder, Pechtold, Stocker, Rüsing, Hannakampf, Nüssing, Majkowski, Geinzer, Walitza, Meininger, Eder

Trainer: Tilkowski

Wechsel: Sturz für Eder (46.), Lieberwirth für Majkowski (58.)

Karten: ?

Tore: 1:0, 3:0 Nüssing (31., 54.), 2:0 Eder (40.)

SSV REUTLINGEN:

Gust, Strunk, Laudage, Eippert, Murrmann, Lühr, Göbel, Kromm, Ziegelmüller, Eimüller Zitzer

Trainer: ?

Wechsel: Piller für Göbel (53.), Düren für Kromm (63.)

Karten: ?

Tore: ---

-

Schiedsrichter: Meßmer

Zuschauer: 12500

Besondere Vorkommnisse: Geinzer wegen Oberschenkelzerrung ausgeschieden (68.)

Spielbericht aus der FCN - Vereinszeitung Nummer 12 vom Dezember 1975

Vorbild Dieter Nüssing

3:0 ist, für sich betrachtet, ein achtbares Ergebnis. Im praktischen Fall war es das nicht. So war es folgerichtig, daß weder Trainer Tilkowski noch das Publikum am Ende zufrieden war. Die Ursachen liegen auf der Hand. Der SSV Reutlingen, dessen Spieler ganztägig im „Zivilberuf" arbeiten, stellte sich als eine der Leistung nach ausgesprochen amateurhafte Mannschaft vor, als die schwächste Elf, die man seit Jahren im Stadion sah. Sie trat mit sichtlicher Befangenheit an, mit Angst vor dem großen Namen des Clubs; der Ausdruck dieser Ängstlichkeit war nicht nur die meist verstärkte Abwehr, sondern auch eine Reihe törichter Fouls im ersten Teil des Spiels. Es war die gleiche Nervosität, die später auf Seiten des Clubs Lieberwirth hinderte, seine im Training gezeigte Form auch nur andeutungsweise zu finden. Aufregung und Leistungsgrenzen führten dazu, daß sich die Betonmauer des SSV immer wieder als rissig erwies. Durch schnelle Überwindung des Raums hätte man das gewiß ausnützen können, lange, ehe die Gäste merkten, daß ein großer Teil ihrer Gegenspieler an dem Tag auch nur mit Wasser kochte.

Dabei präsentierte sich Dieter Nüssing wieder einmal in Hochform. Aber der beste Mann kann ein Spiel auch nicht anderthalb Stunden lang fast allein gestalten. Nach dem 3:0 jedenfalls herrschte Finsternis. Ausgerechnet Rüsing, dem dies nach seiner Aufgabenstellung zu allerletzt zugefallen wäre, war der Mann, der sich immer wieder anspielbar freilief. Sonst war von diesem Mitdenken und Mitspielen nicht viel zu spüren, schon gar nicht mehr, als der formverbesserte Geinzer verletzt ausschied. Dieses Manko läßt sich auch nicht damit begründen, daß man vielleicht Kräfte habe sparen wollen. Diesen Gegner wirksam auszuspielen - und damit das Torverhältnis zu verbessern -, dazu brauchte es kein Übermaß an Kraftaufwand. Viel nützlicher wären sinnvolles, bewegliches Stellungsspiel und jene Konzentration gewesen, die Walitza vermissen ließ, als er einen Strafstoß nach einem Foul an dem fast von der Mittellinie aus durchgebrochenen Nüssing in der 43. Minute in die Wolken jagte. Dabei wäre es ungerecht, nicht zu vermelden, daß der Mittelstürmer ein paar Kopfbälle auf das Tor des Gegners vom Stapel ließ, deren Einschlag nur ein großartiger Torhüter verhindern konnte.

Bis dieser Bericht im Druck vorliegt, haben schon ein paar weitere Punktspiele stattgefunden. Vielleicht hat man damit die Zuschauer wieder versöhnt. Wer weiß es!

Dr. K. B.

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