20. Spieltag 1972 / 73 So., 21.01.1973

Regionalliga Süd

SpVgg Fürth - 1. FC Nürnberg

4:2 (3:0)*

*In der 63. Minute beim Stande von 4:2 abgebrochen.

Grund: Aufs Spielfeld laufende Zuschauer und abgefeuerte Raketen.

Wurde dann am "grünen Tisch" entschieden (2:0 für Fürth)

SpVgg FÜRTH:

Löwer, Schülke, Klump, Marchl, Ammon, Detsch, Heubeck, Bergmann, Pieper, Unger, Jäger

Trainer: ?

Wechsel: ---

Karten: ?

Tore: 1:0 Jäger (8.), 2:0 Pieper (10.), 3:0 Detsch (44.), 4:0 Unger (49.)

1. FC NÜRNBERG:

Hesselbach, Schuster, Brunner, Schabacker, Kröner, W. Müller, Michl, S. Petrovic, Nüssing, M. Müller, M. Petrovic

Trainer: Cajkovski

Wechsel: Sturz für Schabacker, Bittlmayer für M. Müller (alle 46.)

Karten: ?

Tore: 4:1 Nüssing (57), 4:2 Sturz (61.)

-

Schiedsrichter: Riegg

Zuschauer: 22000

Besondere Vorkommnisse: Nüssing trifft Elfmeter (57.), SPIELABBRUCH (63.)

Spielbericht aus der FCN - Vereinszeitung Nummer 2 vom Februar 1973

Spielabbruch im Fürther Ronhof

Dieses 209. Lokalderby im Fürther Ronhof vor 22 000 Zuschauern wird deswegen in die Geschichte der Traditionsspiele zwischen Club und Fürth eingehen, weil es in der 63. Minute beim Stande von 4:2 für die Fürther von Schiedsrichter Riegg abgebrochen wurde.

Denn wiederholt hatte SR Riegg darauf aufmerksam gemacht, daß die Partie abgebrochen würde, wenn die Raketenknallerei nicht beendet würde. Daß Raketen durch die Luft und aufs Spielfeld sausten, lag einmal daran, daß die Fürther gegen den Club vier Tore schössen und in einen Begeisterungstaumel ausbrachen; dazu kam noch, daß Fürths Torhüter Löwer beim Stande von 2:0 in der 38. Minute einen Handelfmeter von Miodrag Petrovic hielt. Klar, daß auch hier gejubelt wurde. Als dann endlich die Anhänger des 1. FCN Gelegenheit hatten, beim 4:1 und beim 4:2 zu jubeln, war das Maß bei Schiedsrichter Riegg bereits übergelaufen. Nun durfte nicht mehr gejubelt und gefeiert werden (jedenfalls in der Art nicht mehr, wie es vorher bei allen Fürther Toren passierte). Man kann nicht sagen, daß die Partie bis zum Abbruch ausgesprochen unfair gewesen wäre und man kann auch nicht behaupten, daß es auf den Rängen wilder zugegangen wäre, als bei anderen Lokalspielen auch. Aufregung und Hektik, manch böses Wort und manchen Faustschlag gab es erst nach dem Abbruch, als die Nerven auf beiden Seiten zu zerreißen drohten.

Was uns vom 1. FC Nürnberg so bitter schmeckte, waren nach diesem Abbruch Stimmen und Kommentare aus dem oberbayerischen Raum, die versuchten, den 1. FCN als Alleinschuldigen hinzustellen, ihn für Zuschauer verantwortlich zu machen, die nun Nürnberger Fahnen trugen, und den Club hart zu bestrafen. Ob bei allen diesen Überlegungen und Kommentaren nicht die Angst um 1860 Münchens Chance auf Platz zwei vordergründig war?

Nun noch etwas zum Spiel in Fürth selbst: Auf dem seifigen Boden war unsere Mannschaft den Fürthern unterlegen. In der Abwehr hatte man sich schlecht eingestellt. Den Fürthern wurde zu viel Raum gegeben, Manndeckung schien für uns ein Fremdwort. Das begann bereits im Mittelfeld, wo Unger, Bergmann und Detsch nach Lust und Laune spielen konnten, ohne von unseren Spielern gestört zu werden. Innerhalb von zwei Minuten, zwischen der 8. und 10. Minute, lagen die Fürther 2:0 in Führung. Jäger stand völlig frei und schoß das l :0 (haltbar?), Pieper verwandelte anschließend Ungers Flankenball zum 2:0. Zwar wurden wir dann stärker, aber im Angriff blieben wir völlig harmlos. Es wurde auf dem schweren, schmierigen Boden zu wenig, fast gar nicht, geschossen.

Unsere erste große Chance kam in der 37. Minute, als Ungers Handspiel zum Elfmeter führte. Miodrag Petrovic schoß gut, aber Peter Löwer reagierte schon vorzeitig und lenkte den Ball ab. Eigentlich hätte hier wiederholt werden müssen. Nun, diese Chance zum 2:1 und zur großen Wende war vertan. Dafür schössen die Fürther vor der Pause noch das 3:0 (haltbarer 25-m-Schuß von Detsch). Nach der Pause kamen wir mit Sturz und Bittlmayer. Max Müller und Schabacker blieben in der Kabine. Miodrag Petrovic rückte auf den Mittelstürmerposten, Nüssing ging ins Mittelfeld. Unser Spiel wurde besser. Allerdings erzielten die Fürther ihr 4:0 (49. Min.), als Bergmann sträflich ungehindert übers halbe Spielfeld laufen konnte und zu dem völlig freien Unger flankte.

Nach diesem 4:0 bestimmte der Club das Spiel, wurde drückend überlegen und diese Überlegenheit und die zunehmende Schwäche der Fürther drückte sich dann auch in zwei raschen Toren aus: 57. Minute Foul von Klump an Michl, den fälligen Elfmeter verwandelte Nüssing zum 4:1. Dann 61. Minute: Schöner Direktschuß von Sturz, und Löwer war geschlagen. Wir hatten auf 4:2 verkürzt. Nun war noch eine halbe Stunde zu spielen. Es schien, als wäre das Unmögliche noch möglich zu machen, ein 0:4 noch aufzuholen. Doch dann kam der Abbruch und mit ihm blieb auch die Frage ungeklärt, ob es möglich gewesen wäre, aus Fürth in dieser restlichen halben Stunde Spielzeit noch einen Punkt zu erringen. Es sah auf jeden Fall danach aus ...

Franz Schäfer

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