Pokal 3. Runde 1971 / 72 Fr., 19.11.1971

Offenbacher Kickers - 1. FC Nürnberg

3:1 (0:0)

OFFENBACHER KICKERS:

Bockholt,

Semlitsch, Skala, Meyer,

Schmidt, Weida, Gecks, Bechtold, Kostedde,

Schäfer, Held

Trainer: ?

Wechsel: ---

Karten: ?

Tore: 1:0 Gecks (53.), 2:1 Kostedde (77.), 3:1 Held (78.)

1. FC NÜRNBERG:

Hesselbach,

Popp, Leupold, Nüssing,

Wenauer, Theis, Michl, Mrosko, Brungs,

Müller, Kröner

Trainer: Langner

Wechsel: Bittlmayer für Michl (54.)

Karten: ?

Tore: 1:1 Müller (54.)

-

Schiedsrichter: Pfleiderer

Zuschauer: 10.500

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN-Vereinszeitung Nümmer 12 vom Dezember 1971

Pokal: In zwei Minuten war alles verspielt

Man kann Fußballspiele immer von zwei Seiten betrachten. Einmal von der Seite des Gegners, zum anderen aus unserer Sicht. Und man kann danach zwei Schlüsse aus dem Pokalspiel zwischen den Offenbacher Kickers und dem 1. FC Nürnberg ziehen: Die Kickers hatten Chancen genug, um dieses Spiel hoch zu gewinnen. Doch die Offenbacher waren zu unentschlossen und sie trafen auf einen Club-Torwart namens Hesselbach, der sie schier zur Verzweiflung brachte. Das war die Offenbacher Seite.

Und die Club-Sicht? Die drei guten Torchancen hätten uns eigentlich reichen müssen, um dieses Pokalspiel, um diese letzte Pokalrunde im Süden erfolgreich zu überstehen. Doch unsere aus der Abwehr, aus dem Kontern heraus entstandenen Torgelegenheiten wurden nur einmal genützt. Das war unmittelbar nach dem Führungstor der Offenbacher durch Gecks (stand er nicht im Abseits?), als Heinz Müller - übrigens der beste Clubspieler nach Hesselbach - sich ein Herz nahm, einen Schuß riskierte und damit auch Glück hatte. Hätte Franz Brungs bei allem Einsatz, bei allem Kampfgeist, den er in Offenbach zeigte, wenigstens ein Quentchen von seiner alten Kopfball-Gefährlichkeit in seine älteren Tage mit hinübergerettet, dann wäre ihm in der 65. Minute das 2:1 für den Club nicht mißglückt. So aber strich dieser Brungs-Kopf-ball aus acht Metern übers Tor und die beste Chance blieb ungenutzt.

Dieses mögliche 2:1 hätte uns in die 1. DFB-Pokalhauptrunde gebracht und wir hätten in zwei Spielen gegen Borussia Dortmund wenigstens etwas „Kleingeld" in die Kasse bekommen. So aber blieb es beim 1:1. Und dann kam innerhalb von zwei Minuten das Verhängnis. Nach dem 1:1 und bis zu diesen K. o.-Minuten (77. und 78. Minute) waren die Offenbacher ganz schön aufgeregt und sogar bedenklich ins Schwimmen geraten. Doch auch unsere Abwehr wurde nun sorgloser, war nicht mehr so kompromißlos und energisch. Wie der Blitz aus heiterem Himmel kam ein Flankenball, kam Theis gegen Kostedde nicht hoch und mehr mit der Wange denn mit der Stirne „köpfte" Kostedde an Hesselbach vorbei ins Tor. Theis sah nicht gut aus. Er hatte schon vorher einige Kopfball-Duelle gegen Kostedde verloren. Dieses 2:1 warf uns aus der Bahn. Das 3:1 eine Minute später durch Held war nur mehr eine Formsache.

Diese Pokalpartie zeichnete sich dadurch aus, daß man in Offenbach vor Spielbeginn bewußt gegen Nürnberg geschürt hatte. Spieler gaben ihren Senf zu Dingen, die beim Punktspiel in Nürnberg gar nicht passiert und frei erfunden waren. Da wurden bitterböse Revanche-Akte angekündigt und es blieb nicht nur dabei. Angesichts derartiger Volksverdummung war es eigentlich ein Wunder, daß nicht schon nach 15 Minuten für Offenbacher und Nürnberger Spieler die rote Karte gezeigt wurde. Doch Schiedsrichter Pfleiderer aus Heilbronn hielt es mit dem „Blinde-Kuh-Spiel" und sah nichts. Er sah nicht, wie sehr unsportlich sich beispielsweise Bechtold von der ersten Sekunde an gegenüber Nüssing benahm. Bechtold war nach seinem Faustschlag schon in der 2. Spielminute reif für einen Feldverweis. Nüssing und Bechtold „hingen" dann recht hart in den Seilen.

Nürnbergs Taktik hieß von Anfang an: Offenbachs Ansturm überstehen und die erste Halbzeit gut über die Bühne bringen. Mit 0:0 glückte es auch, wenngleich Hesselbach mit mancher Glanztat seinen Vorderleuten beistehen mußte. Im Mittelfeld krankte es daran, daß einfach viel zu lange der Ball gehalten und dann quer gespielt wurde, obwohl mehr als einmal die Chance zu Steilpässen gegeben gewesen wäre. So verpaßten Kröner und auch Nüssing gute Augenblicke, in denen sich vor allem Mrosko auf der linken Seite freilaufen konnte. Von den zwei Sturmspitzen Brungs und Michl verstand es nur Brungs, den Ball zu halten und damit Entlastung zu schaffen. Michl fiel aus und wurde - viel zu spät - durch Bittlmayer ersetzt.

Offenbach war für uns Pokal-Endstation. Schade. Aber man sah auf dem Bieberer Berg eben spielerische Unterschiede. Der Bessere hat gewonnen.

F. S.

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