Freundschaftsspiel 1964 / 65

Auf einer vierwöchigen Reise durch Ostasien

So., 06.06.1965 Nationalmannschaft Burma - 1. FC Nürnberg 9:0

Do., 10.06.1965 Jaffna (Ceylon) - 1. FC Nürnberg 5:1

So., 13.06.1965 Nationalmannschaft Ceylon - 1. FC Nürnberg 6:0

Mo., 14.06.1965 Nationalmannschaft Ceylon - 1. FC Nürnberg 11:0

Mo., 21.06.1965 Polizeiauswahl Teheran - 1. FC Nürnberg 3:0

Mi., 23.06.1965 Auswahl Teheran - 1. FC Nürnberg 2:1 (1:1)

1. FC NÜRNBERG:

Strehl, Wenauer, Reisch, Allemann, Wabra, Strick, Flachenecker, Wild, H. Müller, Greif, Hilpert, Leupold, Ferschl, L. Müller, Popp, Billmann

Trainer: Csaknady

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Reisebericht aus der FCN Vereinszeitung Nummer 7 vom Juli 1965

Die Ostasien-Reise des 1. FC Nürnberg

1. Etappe: Nürnberg - Singapur.

Der lang gehegte Wunsch der Clubelf, auf große Fahrt gehen zu können, erfüllte sich am 30. Mai 1965. Reiseziele waren die ostasiatischen Länder Malaysia, Burma, Ceylon und Iran. Dazwischen wurde in Thailand, Indien und Pakistan Station gemacht.

16 Spieler (Strehl, Wenauer, Reisch, Allemann, Wabra, Strick, Flachenecker, Wild, H. Müller, Greif, Hilpert, Leupold, Ferschl, L. Müller, Popp, Billmann), die Vorstandsmitglieder Riemke, Fred Böhm, Dr. Wortner, Trainer Csaknady sowie Masseur Roider nahmen an der Reise teil.

Am 30. 5. verließ die Expedition Nürnberg, um über Frankfurt und Amsterdam London zu erreichen. Dort wurde in die Fernost-Maschine umgestiegen, die den Club im Direktflug nach Singapur bringen sollte.

Der Start in London erfolgte um 15.15 Uhr mit einer modernen VC 10. In einer Höhe von etwa 12 000 m und bei einer Geschwindigkeit von rund 950 km wurden Genf, Brindisi, Athen überflogen. Schließlich kamen die Lichter von Beirut und Damaskus in Sicht. Gegen 22 Uhr MEZ setzte die Maschine in Kuweit zu einer Zwischenlandung an. Während wir in London bei kühler Witterung an Bord gegangen waren, herrschte in Kuweit auch um Mitternacht eine Gluthitze. Wir ahnten nunmehr, was uns in den nächsten Tagen bevorstehen würde. Gegen 2 Uhr MEZ landeten wir in Bombay bei strahlendem Sonnenschein. Die dortigen Uhren zeigten die 6. Morgenstunde an. Als wir Singapur anflogen, war es nach ostasiatischer Zeit 13 Uhr geworden und man reichte uns ein reichhaltiges Mittagessen. Unsere mitteleuropäische Zeit liegt um 61/2 Stunden hinter der von Singapur zurück. Nach 15stündigem Flug und in bester Stimmung verließ unsere Reisegesellschaft die VC 10. Wir wurden vom Sekretär des malaysischen Fußballbundes, Herrn Lim Yong Liang und von Herrn Neukirchen, der dem deutschen Generalkonsulat angehört, herzlich begrüßt. Die deutsche Botschaft befindet sich in Kuala Lumpur, der Hauptstadt von Malaysia, Schon während die Pressefotografen die ersten Aufnahmen machten, rann bei uns der Schweiß in Strömen. Man mußte sich erst an die dort herrschende Treibhausluft gewöhnen. Wir waren daher froh, im Hotel „Ambassador" Zimmer vorzufinden, die mit Klima-Anlagen versehen waren.

Obwohl unser Hotel kaum 60 km vom Meer entfernt lag, mußte aufs Baden verzichtet werden, denn das Wasser war überaus schmutzig. Vom Speisesaal, der im 5. Stock lag, hatte man einen wundervollen Blick auf den Hafen von Singapur und auf die Meeresstraße von Malakka. In einer Entfernung von etwa 1 1/2  km sah man die Küste von Sumatra und die Berge Indonesiens. Leider wurde dieser idyllische Anblick bei Nacht getrübt, denn an der Küste standen Polizei- und Militärposten, um ankommende Terroristen aus dem Reich Sukarnos abzufangen. Die Stadt selbst bot mit ihrem Rassengemisch ein ungewohntes Bild. Neben Chinesen, die etwa 75% der Bevölkerung ausmachen, leben in Singapur Inder, Malaysier, Araber und Europäer.

Besonders interessant war die „China-Town", zu deutsch, das Chinesenviertel. Es wimmelte dort wie in einem Ameisenhaufen. Menschen leben in Behausungen, die man nicht schildern kann. Sie handeln mit Dingen, die man bei uns in Mülltonnen werfen würde. Aber sie leben und sind anscheinend zufrieden. Beim Besuch des Marktes konnten etliche unserer Spieler die von undefinierbaren Gerüchen geschwängerte Luft kaum noch ertragen. Dabei herrschte eine Temperatur von 35 Grad im Schatten! In der Straße „Sago-Lain" sind alte, kranke Chinesen in fast baufälligen Häusern untergebracht. Sie werden schlecht und recht betreut und erwarten ergeben den Tod. In dieser übervölkerten Stadt zählt der einzelne Mensch überhaupt nicht. Umso erfreulicher waren die Bilder, die sich beim Besuch des indischen Tempels boten, in dem eine farbenprächtige Hochzeit stattfand. Eine weitere angenehme Überraschung erlebten wir beim Gastspiel unserer Elf. Das Treffen fand um 19.30 Uhr unter Flutlicht statt. Wir glaubten zunächst unter den rund 9000 Zuschauern allein zu sein, doch als unsere Mannschaft das Spielfeld betrat, ertönten Schiffsglocken und Sirenen. Ein Transparent mit der Aufschrift „Motorschiff München der HAPAG grüßt den 1. FC Nürnberg" wurde sichtbar. Diese erfreuliche Begegnung mit Landsleuten hatte niemand erwartet.

Unsere Mannschaft, die sich noch nicht ganz akklimatisiert hatte, gewann durch 1 Tore von Flachenecker 2:1. Das Ergebnis stand bereits bei Halbzeit fest und hätte leicht höher ausfallen können. Mehrmals retteten die Verteidiger für ihren bereits geschlagenen Torhüter. Die Zuschauer waren mit den Leistungen des Clubs vollauf zufrieden. Auch die anwesenden Generalkonsule von Österreich, der Schweiz und Deutschland rühmten das Können unserer Elf.

Am letzten Tag unseres Aufenthalts in Singapur folgten wir einer Einladung von Herrn Generalkonsul Scheel ins Deutsche Haus, Auch die Vertreter des einheimischen Fußballverbandes waren anwesend. Bei Kaffee und Kuchen wurden Geschenke ausgetauscht. Wir danken nochmals den Herren Scheel, Neukirchen und Nagele herzlich für die hervorragende Betreuung, die sie uns zuteil werden ließen. Ebenso herzlich gedankt sei Herrn Lim und allen Herren der Singapore Amateur Football Association.

2. Etappe: Singapur - Rangun.

Mit einem Flugzeug der malaysischen Luftfahrt-Gesellschaft verließen wir am 4. Juni um 9 Uhr Singapur und setzten um 11.50 Uhr im thailändischen Bangkok zu einer Zwischenlandung an. Da der Weiterflug erst um 17 Uhr erfolgte, wurde eine Stadtrundfahrt unternommen. Höhepunkt war die Besichtigung des berühmten Buddha-Tempels, dessen größte Sehenswürdigkeit der „Smaragdene Buddha" ist. Die Reichtümer (Gold, Edelsteine usw.), die in dieser Hochburg des Buddhismus angehäuft sind, lassen sich wohl kaum abschätzen. Der Königspalast und der „Schwimmende Markt" hinterließen gleichfalls unvergeßliche Eindrücke. Name und Eigenheit des „Schwimmenden Marktes" rühren daher, daß die Händler ihre Waren auf zum Teil überdachten Booten anbieten und verkaufen.

Mit etwas Verspätung starteten wir gegen 18 Uhr nach Rangun und landeten zwei Stunden später in der Stadt Pagoden. Auch hier wurde uns ein überaus herzlicher Empfang zuteil. Der deutsche Botschafter, Herr Dr. Bottier, der Presse-Beauftragte, Herr Dr. Knoob, der burmesische Staatsminister für den Sport und Vertreter vom Fußball-Verband hießen uns willkommen. Während wir am Flughafen zu einer Tasse Tee eingeladen wurden, geschah ein kleines Wunder.

In Burma wird die Zoll- und Devisenkontrolle derzeit sehr streng durchgeführt, Umso überraschter waren die Herren von der deutschen Botschaft, als nach einer halben Stunde der Sportminister erklärte, daß unsere 37 Koffer bereits im Omnibus untergebracht seien und daß auch das Handgepäck keiner Kontrolle unterzogen wird. So etwas hatten die deutschen Vertreter in Burma seit vier Jahren nicht mehr erlebt. Doch, man muß wissen, daß auch in diesem Land König Fußball regiert und Nationalsport ist. Selbst bei Regen kommen 40 000 Besucher ins Stadion.

Wir logierten im phantastischen Inya-Lake-Hotel, das über 400 Betten verfügt und hochmodern eingerichtet ist. Es liegt an einem See, doch es hat fast keine Gäste, denn die Einreise nach Burma ist, bedingt durch Visazwang und sonstige Bestimmungen der dorti­gen Militärregierung, nahezu unmöglich. In Rangun steht der derzeit größte Buddha-Tempel der Welt. Sein Mittelpunkt, die Shwedagoa-Pagode, gleichfalls die größte ihrer Art, ist über 100 m hoch und mit purem Gold überzogen. Ein einmaliger Anblick! Auch die vielen Überseedampfer, die im Hafen von Rangun vor Anker lagen und deren Größe erst aus naher Sicht so recht festzustellen waren, ließen uns in Staunen geraten. Nach einem leichten Training im Stadion, dessen Rasen unsere Spieler angenehm überrascht hat, folgten wir einer Einladung des deutschen Botschafters. Er gab ein Essen, an dem auch die Herren der deutschen Kolonie sowie Vertreter des burmesischen Fußballverbandes teilnahmen.

Obwohl die Regierung von Burma mehr dem Osten zuneigt, verlief das Beisammensein im Zeichen einer überaus herzlichen Atmosphäre. Wir erfuhren dabei, daß die Nationalmannschaft von Burma gegen Ungarn ein 3:3 erzielte und gegen die Ostzone nur mit 2:4 unterlag. Kein Wunder, daß wir die Begegnung Burma - Club mit Spannung erwarteten.

Das Spiel fand am 6. Juni um 16 Uhr vor über 40 000 Zuschauern statt, Beide Mannschaften wurden zunächst vom Minister des Sports und vom deutschen Botschafter begrüßt. Da wir schon nach wenigen Minuten durch Treffer von Wild und Strehl mit 2:0 führten, liefen unsere Kombinationen ausgezeichnet. Der Club gewann 9:0! Nach Schluß des Spiels wurde unsere Mannschaft mit Beifall bedacht, ein Vorgang, der in Rangun nur ganz selten vorkommt.

Vermerkt sei noch, daß wir auch hier über einen lautstarken Anhang verfügten, denn die Besatzung des im Hafen liegenden Motorschiffs „Drachenfels" ließ es sich nicht nehmen, dem Treffen beizuwohnen.

Am Abend gab der Minister für Sport und Erziehung in „unserem" Hotel ein großes Bankett, zu dem über 120 Gäste erschienen. Ein echt chinesisches Menü, bestehend aus 12 verschiedenen Gerichten, war zwar für manchen Gaumen neu, fand aber durchwegs guten Anklang. Wer wollte, konnte auch mit Stäbchen essen.

Alle Redner würdigten die hervorragende Leistung des 1. FCN, mehr noch, der Club wurde als beste Elf bezeichnet, die je in Rangun gespielt hat. Mit dem Austausch von Geschenken fand dieser Tag ein harmonisches Ende.

Am nächsten Morgen stand in „Working People's Daily": „Es war kein Spiel, es war fast ein Massaker!"

Auch beim Abflug nach Bombay, der am 7. Juni, gegen 13 Uhr, mit einer tschechischen Maschine erfolgte, waren die Behörden von Burma großzügig und verzichteten auf Gepäckkontrollen.

Herrn Dr. Bottier, Herrn Dr. Knoob, dem Ehepaar Knebling sowie den Herren Kainer und Vauk der Fa. Siemens & Halske Rangun, sei für ihre Gastfreundschaft und liebenswürdige Betreuung nochmals herzlich gedankt.

3. Etappe: Rangun - Bombay - Colombo.

In Bombay, das wir gegen 17 Uhr erreichten, wartete auf uns das wohl schönste Hotel unserer Ostasien-Reise. Es wurde erst vor 2 Jahren erbaut, hat ein herrliches Süßwasser-Schwimmbecken und liegt am wunderschönen Strand des Indischen Ozeans. Das Meer hatte am Tag unserer Ankunft eine Wassertemperatur von 22 Grad.

Selbstverständlich waren auch hier die Zimmer mit Klima-Anlagen versehen und wiesen darüber hinaus noch allen erdenklichen Luxus auf. Knapp 800 m entfernt aber lag eine „Siedlung", in der bitterste Armut und unsagbares Elend herrschte. Die Dächer dieser Behausungen bestanden aus Palmblättern, die Seitenwände aus zerrissenen Säcken, aus Pappkartons und aus alten Blechteilen. Ihre Bewohner entnahmen das Kochwasser einem schmutzigen Weiher. Es gibt keine Kanalisation. Die Menschen schlafen auf der Erde und wenn es regnet, im Dreck! Kein Viehstall in Deutschland ist derart primitiv eingerichtet wie die „Wohnungen" dieser bedauernswerten Erdenbürger. In der Tat, Indien ist das Land der größten Gegensätze. Reichtum und Luxus sind der obersten und zahlenmäßig kleinsten Bevölkerungsschlicht vorbehalten, bitterste Not aber ist das Los von Millionen Menschen. Wer nennt die Zahl derer, die nachts auf den Straßen von Bombay vor Erschöpfung sterben?

Schon am folgenden Morgen, um 6 Uhr, flogen wir nach Ceylon, das heißt nach Colombo, und landeten wohlbehalten in jener Stadt, in der wir 11 Tage bleiben sollten. Der Geschäftsführer der deutschen Botschaft, Herr Ramisch, der Pressereferent, Herr Loewe und die Herren des ceylonesischen Fußball-Verbandes entboten uns am Flughafen herzliche Willkommensgrüße. Wir wohnten im Galle Face Hotel. Dieses Haus ist, wenn auch etwas veraltet das beste am Platz. Nachdem am 2. Tag unseres Aufenthaltes die Zimmer mit Klima-Anlagen ausgestattet waren, konnten wir wenigstens dort Zuflucht vor der feuchten Hitze Ceylons finden. Das Zimmermädchen wird in Colombo durch den Hotelboy ersetzt. Alles, ob Kellner, Page oder Boy, läuft barfuß. Für Dienstleistungen, die in Deutschland von 3 oder 4 Arbeitskräften verrichtet werden, stehen in Ceylon mindestens 15 bis 20 zur Verfügung.

Bereits um 7 Uhr bringt ein mit einem Sarring bekleideter Etagen-Boy Tee und eine Scheibe Ananas ins Zimmer, während das eigentliche Frühstück später eingenommen wird In allen Gangen sitzen oder kauern Kulis, die darauf warten, zum Koffertragen oder sonstigen Arbeiten gerufen zu werden.

Schon beim Empfang wurde uns mitgeteilt, daß wir am kommenden Tag mit einer Chartermaschine ca. 300 km nördlich fliegen sollten, um dort in Anwesenheit des Ministers für den Sport anläßlich einer Stadion-Einweihung gegen eine Auswahlmannschaft zu spielen. Manche Spieler machten sich Sorgen, ob sie bei diesem Flug auch gegen Unfall versichert seien Nachdem aber der Minister in den gleichen Vogel stieg und eine reizende und zweifellos lebenslustige Stewardeß an Bord war, schwanden gewisse Bedenken. Wir kamen auch gut in Jaffna, dem Austragungsort des Spiels, an. Zur Begrüßung wurden uns Blumenkränze um den Hals gelegt, ein Zeichen wie sehr man sich über unser Erscheinen freute.

Obschon sich vom Meer her eine leichte Brise bemerkbar machte, lag die Temperatur in Jaffa höher als in Colombo. Die Mannschaft zog sich im „Palm Beach-Hotel" um und fuhr per Omnibus zum Platz. Zunächst sprachen der Sportminister und weitere Funktionäre, dann wurden Fahnen geschwungen und ein Feuerwerk folgte.

Letztlich wurde aber auch Fußball gespielt. Das Spielfeld war schlecht, der Ball keineswegs rund, dennoch behielt der Club mit 5:1 das bessere Ende für sich.

Auch hier erlebten wir eine freudige Überraschung. Clubfreund Ziegler, der zur Zeit eine „Weltwanderung" unternimmt, weilte gleichfalls in Jaffna. Gegen 22 Uhr erfolgte der Rückflug nach Colombo.

Mit den dort ansässigen Deutschen wurden manche Freundschaftsbande geknüpft. Wir erhielten immer wieder Einladungen, bei denen zu unserem Erstaunen echt deutsche Kost kredenzt wurde. Es gab Rettiche, süßsauere Gurken, Würste, ja sogar Sauerbraten und gekochte Knödel. Selbst eine richtige Kegelbahn, direkt im Dschungel Ceylons, stand uns zur Verfügung.

Wir danken den Familien Jobczyk, Wensky, Krach, Fliegel, Gaebert und Hoffmann aufs herzlichste! Sie standen uns stets hilfreich zur Seite und ließen nichts unversucht, unsere Wünsche zu erfüllen.

Der Besuch einer mitten im Dschungel  gelegenen Brauerei,  geleitet von Herrn Becker, einem Kölner, entsprach ebenfalls dem Geschmack unserer Spieler. Das dort hergestellte Bier, „Three Coins" genannt, war wohl temperiert und schmeckte so gut wie deutscher Gerstensaft.

Wir fuhren mit allen deutschen Freunden nach Beatota, einem bekannten Badeort Ceylons, der etwa  eine  Stunde von Colombo entfernt liegt. Das Baden  im  großen Ozean,  bei lebhaftem Wellengang machte großen Spaß.

Die deutsche Botschaft lud uns in Beatota zu einem ceylonesischen Essen ein, Herr Ramisch war selbst anwesend. Anschließend sahen wir die Vorführungen einer Tanzgruppe aus Kandy, die in ihren Darbietungen das Naturgeschehen bzw. Naturereignisse zum Ausdruck brachte.

Auch ein Ausflug ins Innere des Landes, nach Kandy, wurde unternommen, Wir besichtigten den berühmten botanischen Garten, in dem Orchideen aller Größen und Farben sowie alle Gewürzpflanzen gedeihen. Schon während der Fahrt lernten wir die üppige Vegetation Ceylons kennen. Auf dieser Insel gibt es Ananaspflanzungen, Kokosnußpalmen, Kakaobäume, ca. 200 Arten von Bananenbäumen, Tee-Plantagen und Reisfelder in Hülle und Fülle. Die Wälder liefern Rohgummi, der jedoch nicht in Ceylon verarbeitet wird.

In beiden Spielen, die unsere Mannschaft am 13. und 16. Juni in Colombo austrug, wurde ihre spielerische Überlegenheit offenbar. Gegner war jeweils die Nationalelf von Ceylon. Der Rasen des Stadions und der Ball ließen im Gegensatz zu Jaffa nichts zu wünschen übrig. Ceylons Mannschaft hatte zwar einige gute Einzelkönner aufzuweisen und bestach zudem durch großen Einsatz und Schnelligkeit, doch als Einheit war der Club um Längen voraus. Wir gewannen 6:0 und 11:0. Bedauerlich war nur, daß Heinz Strehl im 2. Treffen, etwa 20 Minuten vor Schluß, so ernsthaft verletzt wurde, daß er für die restlichen Spiele der Tournee ausfiel.

Beim Bankett im Galle Face-Hotel, an dem alle ansässigen Deutschen und die Spitzen des Ceylonesischen Fußballverbandes teilnahmen, wurde immer wieder versichert, daß die Leistung der Nürnberger Elf über alles Lob erhaben war und daß der 1. FCN alle Erwartungen erfüllt hat. Der Abend schloß mit dem Austausch von Erinnerungsgeschenken. Wir versäumten dabei nicht, uns für die überaus herzliche Gastfreundschaft zu bedanken. Am 17. Juni folgten wir einer Einladung der deutschen Botschaft, um des Tags der Deutschen Einheit zu gedenken. Nach einer Ansprache des Geschäftsführers wurde der Spielfilm „Canaris" vorgeführt, Im Anschluß daran weilten wir mit den Ceylon-Deutschen in unserem Hotel. Die dabei, geführten Gespräche bewegten sich bereits wieder in Richtung Heimat. Auch Wünsche nach Schweinebraten, Knödeln usw. wurden laut. Am Abend des 18. Juni, nach 11tägigem Aufenthalt nahm der Club von Colombo und Ceylon Abschied. Herr Ramisch, Herr Loewe und die meisten Deutschen begleiteten uns zum Flugplatz.

Auch Herrn Loewe, der gleichfalls alles tat, um uns den Aufenthalt in Colombo so angenehm wie möglich zu gestalten, sei herzlich gedankt!

4. Etappe Colombo - Karachi - Teheran.

Gegen 22 Uhr, wenige Stunden nach unserem Abflug in Colombo, erreichten wir Karachi, die Hauptstadt von Pakistan. Obwohl wir nur einen eintägigen Zwischenaufenthalt hatten und lediglich auf der Durchreise waren, entsandte die deutsche Botschaft Herrn Dr. Däubner zum Flugplatz, um die Club-Expedition zu begrüßen. Gleichzeitig erhielten wir eine Einladung zu einem Gartenfest, das am nächsten Tag stattfand. Wir waren darauf keineswegs vorbereitet. Unsere Gesellschaftsanzüge befanden sich in den Koffern, die nach Teheran vorausgeschickt worden waren. Doch Herr Dr. Däubner beschwichtigte unsere Bedenken, so daß wir gern zusagten.

Wir übernachteten im Midway-Hotel, einem sehr guten Haus der KLM. Während uns auf den Straßen von Karachi die größte Hitze der gesamten Reise umfing, herrschten im Hotel angenehme Temperaturen.

Die Hauptstadt von Pakistan, eine Millionenstadt, birgt ebenfalls viel Elend in ihren Mauern. Sie hat als Flugknotenpunkt eine gewisse Bedeutung, doch besondere Baudenkmäler und sonstige Sehenswürdigkeiten besitzt Karachi nicht.

Das Gartenfest nahm einen sehr schönen Verlauf. Man konnte erneut mit Auslandsdeutschen Kontakt aufnehmen. Auch der deutsche Botschafter, Herr Dr. Schall, war anwesend. Alle freuten sich über unser Erscheinen, Wir danken dem Veranstalter des Gartenfestes und Herrn Dr. Schall nochmals für die unerwartete Gastfreundschaft, die uns in Karachi zuteil wurde.

Der Weiterflug nach Teheran erfolgte gegen 22 Uhr. Da wir nicht die vorgesehene Maschine benützen konnten, verzögerte sich unser Eintreffen in der persischen Hauptstadt. Wir landeten um 2 Uhr nachts und da kein Mensch zu sehen war, der sich um uns annahm, beratschlagten wir bereits, war zu tun sei. Doch plötzlich erschien ein Polizeimajor namens Zadeghi, der sich zugleich als unser Gastgeber entpuppte. Ferner fand sich ein deutsch sprechendes Mitglied der Botschaft, Herr Nikmorad, ein, so daß die Lage gerettet war. Per Bus ging's ins Hotel Commodore, wo wir ausgezeichnet untergebracht waren. Dort fand sofort eine Besprechung statt, um die weiteren Einzelheiten unseres Programms festzulegen. Eine Reihe von Veranstaltungen, Empfängen, Besichtigungen usw. war geplant.

Da uns jedoch nur 4 Tage zur Verfügung standen, wobei 2 Spiele zu absolvieren waren, mußte das Programm zwangsläufig gekürzt werden.

In seinem Mittelpunkt stand eine Kranzniederlegung am Sarkophag des Vaters vom Schah. Eine Handlung, die ansonst; nur von regierenden Persönlichkeiten vorgenommen wird. Fotografen und zahlreiche Passanten erwarteten die Club-Expedition am Mausoleum. Anschließend trugen sich alle Spieler und Begleiter ins Gästebuch ein. Teheran, eine Stadt mit ca. 1,8 Millionen Einwohnern, kann trotz moderner Bauten seinen orientalischen Charakter nicht ganz verleugnen, Die Frauen mit ihren schwarzen Schleiern, die Mulas, das heißt die mohammedanischen Priester der Armenier sowie die Angehörigen anderer Rassen, die in Teheran leben, tragen dazu bei.

Der berühmte Bazar, der Godestan-Palast, der bei Staatsbesuchen als Gästehaus dient, und vor allem die staatliche Schatzkammer zählen zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Asiens.

In der Schatzkammer befinden sich der weltbekannte Pfauenthron sowie Smaragde, Türkise, Rubine, Brillanten und andere Edelsteine, deren Größe, Zahl und Wert jegliches Vorstellungsvermögen übertrifft.

Wir trugen, wie vorgesehen, zwei Spiele aus. Im ersten Treffen stand uns eine Polizei-Auswahl von Teheran gegenüber. Dem Club wurde alles abverlangt. Erst in den Schlußminuten konnte die Partie mit 3:0 gewonnen werden.

48 Stunden später traf der 1. FCN auf eine Auswahl von Teheran, Vorweg sei gesagt, daß wir ausgerechnet im letzten Spiel unserer Tournee die schwerste Aufgabe zu lösen hatten. Leider war unsere Mannschaft schon übermüdet, außerdem mußten Strehl, Allemann und Ludwig Müller ersetzt werden, Nach einem Halbzeitstand von 1:1 gelang uns der Führungstreffer. Doch ein Torwartfehler verhalf der Elf von Teheran unverhofft zum Ausgleich, Allerdings soll dabei ein gegnerischer Stürmer mit der Hand nachgeholfen haben. Wenig später schlugen die Gastgeber aus einer kurzen Unentschlossenheit nochmals Kapital. Somit endete das letzte Spiel unserer Ostasien-Reise nach 6 vorausgegangenen Siegen mit einer unglücklichen 2:3-Niederlage. Das gute, spielerische Können unserer Mannschaft wurde auch in Teheran allgemein anerkannt.

Die persische Hauptstadt Hegt 1300 m hoch, die Luft ist sehr trocken und vermutlich waren diese Faktoren gleichfalls ausschlaggebend, daß die letzte Partie verloren ging. Einer Einladung zu einem Gartenfest bei Herrn Dr. Ellerkmann, dem Kulturbeauftragten der deutschen Botschaft, wurde gern nachgekommen. Wir hatten dabei Gelegenheit, die in Teheran ansässigen Deutschen sowie die beiden Auswahlmannschaften und die maßgebenden Herren des Iranischen Fußball-Verbandes und des Polizeisportvereins näher kennenzulernen. Bei dieser Gelegenheit wurden Wimpel und Erinnerungsgeschenke ausgetauscht. Obwohl in der Nähe Teherans die Berge bis zu 4000 m ansteigen und zum Teil noch mit Schnee bedeckt waren, herrschte in der Stadt große Hitze. Der Schah hat im Gebirge seinen Sommersitz. Derzeit befinden sich die Kinder des Herrscherpaares in der Sommer-Residenz, da Kaiser und Kaiserin zu einem Staatsbesuch in Rußland weilen,

Eine Club-Abordnung übergab im kaiserlichen Palast dem Kabinettschef der Kaiserin „Schuco-Autos" für den kleinen Kronprinzen.

Der übliche Einkaufsbummel und ein Besuch der Iranischen Ringer-Gymnastik, wo etwa 12 vollkommen durchtrainierte Athleten auftraten, beendeten den Aufenthalt in Teheran.

Den Herren Dr. Ellerkmann, Nikmorad und Major Zadeghi sei für die überaus herzliche Gastfreundschaft und stete Hilfsbereitschaft nochmals herzlich gedankt! Übrigens hat Major Zadeghi die Clubmannschaft für 14 Tage nach Teheran eingeladen, wobei der Gastgeber alle Kosten übernehmen würde, da beim Spiel am Mittwoch rund 23 000 Zuschauer anwesend waren. Eine Zahl, die für ein Wochentagsspiel in Teheran einen Rekord darstellt.

5. Etappe Teheran - Nürnberg.

Der 24. Juni war der Heimreise vorbehalten. Bereits um 6 Uhr wurde Teheran verlassen, um über Tel Aviv nach München zu fliegen.

An Bord erhielten wir die Mitteilung, daß das Brauhaus Nürnberg 60 Dosen Siechen-Bier für den Heimflug zur Verfügung gestellt hat. Diese Aufmerksamkeit wurde mit großer Freude zur Kenntnis genommen.

Zwischen Tel Aviv und München, in etwa 10 000 m Höhe, gab Gerd Strick, der aus beruflichen Gründen seine Tätigkeit als Lizenzspieler aufgibt, einen Abschiedstrunk. Wir tranken auf das Wohl von Gerd, der allen ein guter Kamerad war und wünschten ihm das Beste für die Zukunft.

Der Flug verlief ruhig und glatt. Nach einer Zwischenlandung in München kam die Club-Expedition nach fast vierwöchiger Abwesenheit pünktlich um 15.15 Uhr in Nürnberg an. Trotz der wohl einmaligen Erlebnisse waren alle Cluberer froh, wieder zu Hause zu sein. Dieser Bericht soll jedoch nicht abgeschlossen werden, ohne auch der MAN herzlich zu danken. Da das Werk seine Vertretungen in Singapur, Rangun, Colombo und Teheran anschrieb und von unserem Kommen unterrichtete, hatten unsere Angehörigen Gelegenheit mit uns im Briefverkehr zu bleiben. Manche Neuigkeit erreichte uns auf diesem Weg. Die tägliche Frage, ob Post aus Nürnberg angekommen sei wurde nicht vergeblich gestellt und bewies somit die Zweckmäßigkeit dieser Einrichtung.

Alle Herren der bereits genannten Auslandsvertretungen waren bemüht, die ankommenden Briefe so schnell wie möglich zuzustellen. Besonders Herr Wegemann, der zur gleichen Zeit mit uns in Colombo weilte, ließ es sich nicht nehmen, in dieser Hinsicht persönlich tätig zu sein und nach eventuellen Wünschen zu fragen.

Auch Herrn Direktor Fischer, Herrn Prokuristen Weingarten, Herrn Dr. Sauerteig sei für diese einmalige Nachrichten-Übermittlung im Namen aller Reiseteilnehmer herzlich Dank gesagt!

Dr. Wortner

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Links: In Rangun auf Ceylon wurde die Stadtauswahl 9:0 besiegt. Beim Bummel durch die Stadt wurden aber Spieler und Begleiter von den märchenhaften Eindrucken der Bauten und Sehenswürdigkeiten, wie hier vor den buddhistischen Tempeln selbst „besiegt".

Rechts: In Persiens Hauptstadt Teheran zeigten persische Ringer, deren Können Weltgeltung hat, der Club-Reisegesellschaft interessante gymnastische und athletische Spiele.

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