1. Spieltag 1986 / 87 Sa., 09.08.1986

1. Bundesliga

Werder Bremen - 1. FC Nürnberg

5:3 (0:2)

WERDER BREMEN:

Burdenski,

Kutzop,

Schaaf, Schlindwein, Otten,

Möhlmann, Votava, Burgsmüller, Meier,

Völler Neubarth

Trainer: ?

Wechsel: Wolter für Kutzop (46.),

Ordenewitz für Völler (63.)

Karten: Gelb: Meier, Neubarth

Tore: 1:2, 2:2, 3:2 Burgsmüller (47., 59., 80.),

4:2, 5:3 Ordenewitz (84., 90.)

1. FC NÜRNBERG:

Köpke,

Reuter,

T. Brunner, Giske,

Grahammer, Schwabl, Lieberwirth, Güttler, Philipkowski,

Andersen, Eckstein

Trainer: Höher

Wechsel: Hans-Jürgen Brunner für Schwabl (74.),

Nitsche für Andersen (82.)

Karten: Gelb: Güttler; Rot: Thomas Brunner (73)

Tore: 0:1 Lieberwirth (20.), 0:2 Andersen (34.),

4:3 Roland Grahammer (89.)

-

Schiedsrichter: Kautschor

Zuschauer: 24.459

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Th. Brunner (73.), Grahammer trifft Elfmeter (89.)

Spielbericht aus der CLUB-REVUE Nummer 8 / 9 vom August / September 1986

Aufregender Bundesliga-Start - Eine Halbzeit lang roch es nach einer Sensation

Samstag, 9. August, 16.15 Uhr: ganz Nürnberg jubelt über das Halbzeitergebnis aus Bremen. 2:0 für den Club - das gibt es doch nicht! Eine Stunde später die Ernüchterung: es hat nicht gereicht zur Top-Sensation des ersten Bundesliga-Spieltages - 3:5 beim Vizemeister. Ein Spiel, das für viel Gesprächsstoff in der Noris sorgte.

Wolfgang Haala schrieb in der Nürnberger Zeitung:

Der 1. FCN scheiterte im Weser-Stadion wohl in erster Linie an mangelnder Reife und Abgeklärtheit. Spielentscheidende Phase war eindeutig nach Wiederanpfiff, als er seinen 2:0-Vorsprung bereits verlor. „Wir wollten aus einer verstärkten Deckung spielen und möglichst lange ohne Gegentreffer bleiben", berichtete Torhüter Andreas Köpke über die zur Pause ausgegebene Devise. Doch genau das Gegenteil trat ein: Werders Anschlußtreffer fiel bereits 72 Sekunden nach dem Seitenwechsel!

Der Club bewies in der ersten Halbzeit erneut, daß er - wie in so vielen Spielen der vergangenen Saison - durchaus mit Spitzenmannschaften mithalten kann. Die Abwehr, in dieser Phase von Stefan Reuter gut organisiert, stand sicher. Im Nürnberger Netz von Abwehr- und defensiven Mittelfeldspielern verfingen sich serienweise die einfallslosen Bremer Angriffsversuche. Werder wirkte konfus und umständlich.

Ganz anders der Club. Aus der Deckung heraus bot sich ihm Gelegenheit zu Kontern. Leider gingen jedoch die meisten langen Pässe von Manfred Schwabl ins Leere, so daß schon eine - allerdings sehenswerte - Einzelleistung von Dieter Lieberwirth zum Führungstreffer notwendig war. Vier Bremer ließ der Club-Senior fast mühelos stehen, ehe er aus acht Metern das 1:0 markierte (20.).

Noch immer wußte Werder keine Antwort. Und als dann in der 34. Minute Jörn Andersen nach einer herrlichen Kombination über Lieberwirth und Philipkowski sogar das 0:2 markierte, wankte Werders imponierende Heimserie (seit dem 24. Mai 1984 in 34 Spielen unbesiegt) doch ganz bedenklich.

Die Club-Abwehr hatte die Konzentration, die sie noch vor der Pause ausgezeichnet hatte, offensichtlich mit dem Pausentee hinuntergespült. „Held des Tages" konnte deshalb ein Spieler werden, an dessen Diensten der l. FCN vor gut zwei Jahren nicht aus sportlichen, sondern aus charakterlichen Gründen nicht mehr interessiert war: Manfred Burgsmüller. Hatte er sich vor dem Wechsel noch weit zurückgezogen, um der hautnahen Manndeckung Grahammers zu entgehen, so hielt er sich jetzt nur noch im Sturmzentrum auf, ohne jedoch auch nur ähnlich gut markiert zu werden wie vorher.

Die Quittung erhielten der Club im allgemeinen und Burgsmüller-Bewacher Grahammer im besonderen postwendend. Nach Doppelpaß mit Voller (47.), einen katastrophalen Fehler Grahammers (er schlug über den Ball, 59.) und im Anschluß an einen Eckstoß (Reuter fälschte den Kopfball ebenfalls mit dem Kopf noch ab, 80.) erzielte Burgsmüller innerhalb von 33 Minuten einen lupenreinen Hattrick und sorgte damit für die Wende zugunsten der Hanseaten. Die weiteren Treffer durch den eingewechselten Ordenewitz (84., 90.) sowie einen fragwürdigen Elfmeter Grahammers (Burdenski soll Philipkowski zu Fall gebracht haben) sorgten schließlich dafür, daß die torreichste Partie des ersten Spieltags im Weser-Stadion stattfand.

Neben der „verschlafenen" Viertelstunde nach der Pause hatte auch die 73. Minute spielentscheidenden Charakter. Schiedsrichter Kautschor zeigte Thomas Brunner die erste rote Karte dieser Bundesliga-Saison, nachdem er kurz hintereinander Fouls gegen Möhlmann (daraufhin gelbe Karte) und Ordenewitz begangen hatte.

Eine Niederlage beim Vizemeister ist sicherlich kein Beinbruch. Positiv vermerkte Trainer Heinz Höher, daß die Mannschaft stärker gespielt habe als in jedem Auswärtsspiel der vorjährigen Rückrunde. Dem ist im wesentlichen zuzustimmen.

Thomas Brunner kann es nicht fassen: Schiedsrichter Kautschor zeigt ihm in Bremen die Rote Karte. Das DFB-Sportgericht war milde: der „Tom" mußte nur zwei Wochen pausieren.

Foto: Bongarts

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