Bundesliga-Qualifikationsspiel 1975 / 76 Mi., 23.06.1976

Borussia Dortmund - 1. FC Nürnberg

3:2 (1:0)

BORUSSIA DORTMUND:

Bertram;

Huber, Schwarze, Nerlinger,

Ackermann, Votava, Wolf, Kasperski, Härtl,

Schildt, Geyer

Trainer: ?

Wechsel: Varga für Geyer (35.),

Segler für Kasperski (65.)

Karten: ?

Tore: 1:0 Geyer (22.), 2:1 Härtl (75.), 3:2 Huber (88.)

1. FC NÜRNBERG:

Schwarzwälder;

Pechtold, Stocker, Rüsing,

Dämpfling, Nüssing, Majkowski, Sturz, Walitza,

Petrovic, Lieberwirth

Trainer: Tilkowski

Wechsel: Lachmann für Dämpfling (57.),

Krstic für Majkowski (60.)

Karten: ?

Tore: 1:1 Sturz (60.), 2:2 Walitza 80.)

-

Schiedsrichter: Biwersi

Zuschauer: 54.000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN - Vereinszeitung Nummer 7 vom Juni 1976

Dortmund geriet ins Wanken - dennoch 3:2

Mittwochabend in Dortmund. Neues Stadion, gefüllt mit schreienden und brüllenden Borussen-Fans. Der Block 4 im Nürnberger Stadion dagegen ist ein harmloser Verein.

Letzte Chance des 1. FCN, nach dem unnötigen, enttäuschenden 0:1 von Nürnberg vielleicht doch noch die große Überraschung zu bieten. Nürnberg peilte zumindest einen Sieg mit einem Tor Unterschied an, um damit ein 3. Spiel in Frankfurt zu erreichen. War diese Chance überhaupt noch vorhanden? Wer die 90 Minuten im Westfalen-Stadion (welche Weitsicht der Dortmunder Stadtväter, so eine Arena anläßlich der WM für wenig Geld zu bauen und welch Glück für den BVB, in so einem Stadion spielen zu können und damit auch Geld zu scheffeln) miterlebt hat, muß gestehen: der Club hatte seine Chance, in der „Höhle der Borussen" zu siegen.

Allerdings muß eingeschränkt werden: in den ersten 45 Minuten hätte man eigentlich eine stärker angreifende, gefährlichere Clubelf sehen müssen. In dieser Phase blieb der Club zu harmlos, zu ängstlich. Bertram im Borussen-Tor hatte so gut wie keinen Schuß zu halten. Das war doch etwas zu wenig für eine Mannschaft, die alles auf eine Karte setzen mußte. Daß dann ausgerechnet noch in dieser Zeit des Abwartens, des vorsichtigen Spielens ein katastrophaler Fehler von Torwart Schwarzwälder in der 22. Minute zum völlig überraschenden, unnötigen l :0 durch den Ex-Nürnberger Geyer führte, paßte schon gar nicht ins Konzept. Aber nicht nur Schwarzwälders Fehlleistung führte zu diesem Tor, auch die Abwehrarbeit war in dieser Szene sehr mangelhaft. Geyer stand völlig ungedeckt, und das 14 Meter vor dem Clubtor.

Wäre der Club mit einem 0:0 in die Pause gegangen, dann wäre das Wunder greifbar nahe gewesen. Denn der Club ging mit viel Kampfgeist, mit dem unbedingten Willen, alles auf eine Karte zu setzen, in die zweite Halbzeit. Dortmund geriet ins Wanken, ja ins Schwimmen. Nichts mehr war zu sehen vom Glanz der Borussia. Ein hilfloser Abwehrhaufen, der sich verzweifelt gegen den Club stemmte. Als Rudi Sturz nach einem von Petrovic intelligent gespielten Freistoß das l :1 erzielt hatte, da keimte bei den ca. 3 500 Nürnberger Schlachtenbummlern so etwas wie Vertrauen, wie Hoffnung auf. Der Austausch von Dämpfling gegen Lachmann war richtig. Der Club mußte Stürmer bringen. Ob aber auch der Wechsel von Majkowski gegen Krstic nötig war, bleibt fraglich, denn ohne Zweifel hätte „Jasch" Majkowski mehr Kraft im Endspurt besessen, als Dieter Lieberwirth. Krstic gegen Lieberwirth wäre wahrscheinlich besser gewesen. Aber hinterher ist man immer klüger. Jedenfalls war Lieberwirth der Ausgangspunkt zum K.o.-Schlag in Form eines Fehlpasses. Prompt kam der Ball zum Gegner und Härtl, völlig ungedeckt, schoß das 2:1. Noch einmal nahm der Club alle Kräfte zusammen. Man rannte gegen Dortmunds Tor und als Hans Walitza zehn Minuten vor Schluß das 2:2 schaffte, da drückten wir alle die Daumen. Krstic hatte die große Chance zum 3:2, doch „Brani" zögerte eine Sekunde zu lange. Auch Lachmanns Kopfball schien ins Toreck zu trudeln, aber ein Dortmunder köpfte gerade noch zur Ecke. Dramatisch auch die Schlußminuten, in denen, höchst überflüssig, das 3. Dortmunder Tor fiel. Damit endeten alle Aufstiegshoffnungen. Eigentlich wurde der Sprung in die 1. Bundesliga schon daheim beim 0:1 verfehlt. Hätte der Club in Nürnberg eine Halbzeit lang so gespielt und gekämpft wie in den zweiten 45 Minuten in Dortmund, stünde er heute im Fußball-Oberhaus.

Franz Schäfer

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