Pokal 1/8-Finale 1973 / 74 Sa., 22.12.1973

Offenbacher Kickers - 1. FC Nürnberg

3:2 (1:1)

OFFENBACHER KICKERS:

Helmschrodt, Mayer, Schmidtradner, Theis, Semlitsch, Schäfer, Hickersberger, Ritschel, Kostedde, Blechschmidt, Held

Trainer: ?

Wechsel: ?

Karten: ?

Tore: 1:0 Hickersberger (16.), 2:1 Theis (63.), 3:1 Blechschmidt (73.)

1. FC NÜRNBERG:

Neef, Sturz, Schuster, Rüsing, Hannakampf, Schabacker, Majkowski, Michl, Petrovic, Nüssing, Bittlmayer

Trainer: Tilkowski

Wechsel: Bone für Petrovic, Nahlik für Bittlmayer (80.)

Karten: ?

Tore: 1:1 Majkowski (36.), 3:2 Nüssing (75.)

-

Schiedsrichter: Bonnacker

Zuschauer: 8000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN-Vereinszeitung Nummer 1 vom Januar 1974

Pokal - K. o. in Offenbach

Kein zufriedenes Weihnachten bei den Club-Spielern, denn sie ärgerten sich maßlos über ihre 2:3-Niederlage gegen die Offenbacher Kickers. Club-Kapitän Dieter Nüssing, bester Nürnberger Spieler unter Flutlicht auf dem Bieberer Berg in Offenbach, schimpfte wie ein Rohrspatz und machte seinem Ärger Luft. So recht wußte Nüssing allerdings auch nicht, auf wen er eigentlich nun schimpfen sollte. Denn weder Schiedsrichter, noch Gegner noch die eigene Mannschaft konnten Angriffspunkte sein. Denn der 1. FC Nürnberg zog sich in diesem Nachholspiel der 2. DFB-Pokalrunde gut aus der Affäre. Zwar spielten die Bundesliga-Kicker aus Offenbach in den ersten 45 Minuten klar überlegen, hatten Torchancen auf Torchancen, doch am Ende dieser ersten Halbzeit zogen die Nürnberger sehr zufrieden mit einem 1:1 in die Kabine. So paradox es klingen mag: Als dann der Club nach der Pause groß aufspielte, die Kickers an den Rand einer Niederlage brachte, da schafften die Gastgeber aus Konterangriffen heraus ihre Siegestreffer.

Ein Unentschieden, eine Verlängerung und ein zweites Spiel in Nürnberg wären sicher möglich gewesen. Doch das Glück, das die Nürnberger in den ersten 45 Minuten hatten, kam nach der Pause nicht wieder. Überstand der Club vor dem Wechsel eine Serie von Offenbacher Angriffen mit Glück und Geschick und dank einiger famoser Leistungen von Torhüter Neef, so ließ er sich nach der Pause - aus der Defensive gelockt und selbst zu energischen Gegenangriffen gerüstet - zweimal überrumpeln. Club-Trainer Hans Tilkowski hatte sich für dieses Pokalmatch eine besondere taktische Variante einfallen lassen: Erstmals in dieser Saison erhielt Verteidiger Benno Schuster eine Chance. Seine Aufgabe: Nationalspieler Siggi Held auszuschalten. Schuster erfüllte diese Aufgabe und fand nach dem Wechsel sogar noch Zeit, ans Stürmen zu denken. Schabacker mit der Nummer 6 spielte gegen Ritschel Verteidiger, dafür agierte Rudi Sturz mit der Nummer 2 auf dem Rücken im Mittelfeld. Dazu kamen noch Dieter Nüssing, Jan Majkowski und Dani Petrovic, die als Mittelfeldleute im ungestümen Offenburger Angriffswirbel alle Mühe hatten, später aber geschickt die dominierende Rolle übernahmen und den Club fast zu einem Sieg geführt hätten.

Die zwei Angriffsspitzen, Günter Michl und Albert Bittlmayer, versuchten vergebens, eine Lücke zu finden. Bittlmayer tat sich gegen Mayer enorm schwer, Michl stand im Schatten von Semlitsch. Dazu kam noch der überaus harte Armand Theis, der allein in den ersten 15 Minuten vier Fouls gegen Petrovic beging.

Unsicherheiten in der Abwehr, vor allem bei manchmal sehr riskantem Spiel von Hannakampf, und bei verlorenen Kopfball-Duellen von Rüsing gegen Kostedde, führten zu viel Aufregung und Gefahr vor dem Clubtor, in dem Gerd Neef einen sehr starken Tag hatte.

In der 16. Minute führte Offenbach 1:0. Ein recht unglückliches Tor für die Nürnberger, denn vier Spieler hätten es verhindern können: Zuerst verlor Rüsing das Kopfballduell mit Kostedde, dann sprang Hickersberger höher als Hannakampf, Neef verpaßte und schließlich war Schabackers Hand-Abwehr auf der Torlinie auch noch ohne Erfolg.

Dann hielt Neef eine Serie von Scharfschüssen: von Kostedde, Ritschel und Hickersberger.

Der Club wagte sich in der 36. Minute erstmals so richtig nach vorne. Es gab die erste Ecke und sie brachte gleich das 1:1. Petrovic-Eckball zu Sturz, der spielte zurück zu Majkowski und dessen 20-Meter-Geschoß zappelte im Offenbacher Netz. Kurz vor der Pause noch zwei Paraden von Neef, dann gings ab in die Kabinen. Neuer Mut für den Club. Hoffnung auf einen Erfolg. Zumal die Nürnberger nun munter in die zweiten 45 Minuten gingen und immer besser aufspielten. Rudi Sturz verpaßte in der 59. Minute die klarste Club-Chance. Völlig allein vor Helmschroth, zögerte der Nürnberger viel zu lange. Theis leitete in der 63. Minute mit seinem 2:1 Nürnbergs Niederlage ein. Zehn Minuten später spazierte Blechschmidt 60 Meter übers Feld und schoß mit einem unhaltbaren Aufsetzer das 3:1.

Doch noch war der 1. FCN nicht verloren. Nüssing verkürzte in der 75. Minute nach Scharfschuß von Petrovic auf 3:2. Ab der 80. Minute kamen Nahlik und Bone für Petrovic und Bittlmayer. Nahliks Schuß in der 86. Minute aus 16 Metern hätte fast das 3:3 gebracht, doch der Ball flog knapp übers Tor. Dieter Nüssing warf sich wutentbrannt und voller Zorn über so viel Pech auf den nassen Offenbacher Rasen und trommelte mit den Fäusten auf das Gras. Dann war Schluß.

In Offenbach hat der Club kein Pokal-Glück. Wie 1970, als nach Verlängerung 2:4 verloren wurde, so schied der 1. FCN auch jetzt aus dem Pokal. Die nur 8000 Zuschauer bei schlechtem Wetter machen dieses Ausscheiden nicht schmackhafter.

Franz Schäfer

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