23. Spieltag 1966 / 67 Sa., 25.02.1967

Bundesliga

Borussia Dortmund - 1. FC Nürnberg

0:1 (0:1)

BORUSSIA DORTMUND:

Wessel;

Cyliax, Peehs;

Kurrat, Paul, Groppe;

Libuda, Wosab, Held, Emmerich, Neuberger

Trainer: Murach

Tore: ---

1. FC NÜRNBERG:

Wabra;

Leupold, Hilpert;

Adelmann, Wenauer, Reisch;

L. Müller, Ferschl, Strehl, Brungs, Volkert

Trainer: Merkel

Tore: 0:1 Strehl (5.)

-

Schiedsrichter: Regely (Berlin)

Zuschauer: 25.000

Besondere Vorkommnisse: Wabra hält Elfmeter von Emmerich (9.)

Spielbericht aus der FCN-Vereinszeitung Nummer 3 vom März 1967

Erster Bundesligasieg in Dortmund

Rund 25 000 Zuschauer in der Kampfbahn „Rote Erde" staunten über den 1. FC Nürnberg. Unter der meisterhaften Regie des Trainers Max Merkel stellte sich eine „neue" Clubmannschaft vor, die von Spielbeginn an wenig Respekt vor dem Europacupsieger Borussia Dortmund zeigte. Die Anweisungen des Trainers wurden konsequent befolgt. Ludwig Müller mit der Rückennummer 7 folgte wie ein Schatten dem Torjäger der Dortmunder, Emmerich, und gab ihm keine Chance zu einem erfolgreichen Torschuß. Der Halbrechte Ferschl ließ Sigi Held nicht aus den Augen und Adelmann verfolgte Wosab auf Schritt und Tritt. Die Trumpfkarten der Borussen kamen nicht zum Stechen. Dagegen war der Nürnberger Drei-Mann-Sturm stets gefährlich, wenn aus der „elastischen Defensive" nicht nur die Außenläufer, sondern zeitweise sogar die beiden Verteidiger Leupold und Hilpert mit nach vorne stürmten, um den Angriff zu unterstützen. Bereits nach 5 Minuten tauchte Strehl völlig ungedeckt im Dortmunder Strafraum auf. Reisch gab aus der Linksaußen-Position eine Maßvorlage, die der Clubmittelstürmer aus etwa 13 Metern Entfernung unhaltbar unter die Latte donnerte.

Die Freude bei dem kleinen Clubanhang war groß. Vier Minuten später hatte es den Anschein, als hätte Leupold gegen Emmerich im Strafraum, die „Notbremse" gezogen, Die Entscheidung dies Schiedsrichters war eindeutig: Elfmeter! Emmerich wollte sein Torkonto aufbessern, aber sein Ehrgeiz wurde ihm zum Verhängnis. Nach einer alten Fußballregel soll niemals der Gefoulte den Strafstoß selbst ausführen. Sie wurde wieder bestätigt. Wabra flog in die rechte untere Ecke und konnte den nicht allzu scharf getretenen Schuß von Emmerich fast mühelos halten. Damit waren die Borussen entnervt, denn auch im weiteren Spielverlauf parierte Wabra, der am Samstag zum 100. Mal im Bundesligator des 1. FC Nürnberg stand, großartige Schüsse von Wosab, Neuberger und Emmerich. Er fing jeden der 14 Dortmunder Eckbälle (3 auf Seiten der Nürnberger) absolut sicher. Er war der überragende Spieler seiner Mannschaft und sorgte zusammen mit Wenauer für Ruhe und Ordnung in der Hintermannschaft. Wenn auch in der Folgezeit die Dortmunder im Mittelfeld oftmals überlegen spielten, so fanden doch ihre konsequent markierten Stürmer niemals eine Lücke zum erfolgreichen Torschuß. Der Club war spielerisch und vor allem taktisch überlegen, In seinem Abwehrsystem befand sich kein schwacher Punkt. Dadurch, daß der Club aus der Defensive konterte, war er dem 2. oder gar 3. Tor näher als die Borussia dem Ausgleich, Strehl hätte in der 38. Minute das 0:2 erzielen können, Er schoß freistehend aus etwa 12 Metern Entfernung neben das Tor. In der 67. Minute legte Strehl dem jungen Außenläufer Adelmann den Ball vor. Dessen Scharfschuß konnte Wessel im letzten Augenblick noch stoppen.

Die Platzherren dagegen fanden keine taktische Einstellung zu ihren Gästen. Je mehr die Zeit davonlief, desto zerfahrener wurden ihre Aktionen. Eine westdeutsche Zeitung gab über die Abwehr der Dortmunder folgendes Urteil: „Franz Brungs, der Ex-Borusse, und Metzgermeister Strehl, dazu Linksaußen Volkert - diese drei genügten, um die Dortmunder Abwehr nach Tanzbärenart vorzuführen." Jedenfalls hat der Club eine spielerische Leistung gezeigt, die erhoffen läßt, daß das Abstiegsgespenst bald endgültig verbannt sein wird.

Dr. Braun

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