14. Spieltag 1986 / 87 Sa., 15.11.1986

1. Bundesliga

1. FC Nürnberg - Blau-Weiß 90 Berlin

7:2 (2:1)

1. FC NÜRNBERG:

Köpke,

Reuter,

T. Brunner, Giske,

Schwabl, Geyer, Philipkowski, Lieberwirth, Grahammer,

Stenzel, Eckstein

Trainer: Höher

Wechsel: Nitsche für Lieberwirth (46.),

Wilbois für Giske (73.)

Karten: Gelb: Reuter

Tore: 1:0, 5:1 Stenzel (10., 61.), 2:1, 3:1, 7:1 Geyer (39., 49., 73.),

4:1 Eckstein (50.), 6:1 Philipkowski (67.)

BLAU-WEIß 90 BERLIN:

Mager,

Haller,

Hellmann, Schmidt, Flad,

Schüler, Vandereycken, Feilzer, Schlegel,

Yula, Gaedke

Trainer: ?

Wechsel: Riedle für Schlegel (46.),

Mattern für Flad (62.)

Karten: ---

Tore: 1:1 Yula (19.), 7:2 Riedle (80.)

-

Schiedsrichter: Puchalski

Zuschauer: 22.000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der CLUB-REVUE Nummer 12 / 1 vom Dezember / Januar 1986 / 87

Das Schützenfest gegen Blau-Weiß Berlin

„Club-Expreß" überrollte den Aufsteiger

So wünscht man sich den Club: wenn er sich viele Torchancen herausspielt - und die meisten auch verwertet! So geschehen am 15. November im Heimspiel gegen Blau-Weiß Berlin. Mit 7:2 schickten die Schützlinge von Trainer Heinz Höher Blau-Weiß nach Hause an die Spree - der höchste Bundesliga-Sieg seit 21 Jahren! Martin Messerer schrieb in der „NZ":

Es war am 18. September 1965: Gegen den „Prügelknaben" Tasmania 1900 Berlin genügte dem l. FC Nürnberg eine zufriedenstellende Leistung, um am Ende mit 7:2 den höchsten Bundesligasieg herauszuschießen. 21 Jahre und zwei Monate später war es wieder soweit. 7:2 gegen einen Aufsteiger, gegen eine Berliner Mannschaft - dies sind die Parallelen. Doch Blau-Weiß 90 Berlin war aus anderem Holz geschnitzt als damals Tasmania 1900. Und aus diesem Grunde ist dieses 7:2 unter dem Strich höher einzuschätzen als jenes aus dem Jahre 1965.

Sei's drum. 22000 Zuschauer zogen jedenfalls zufrieden von dannen, denn sie sahen ein außergewöhnliches Bundesligaspiel. Zur Pause waren sich sämtliche Experten einig, daß diese beiden wichtigen Punkte noch längst nicht unter Dach und Fach seien. Blau-Weiß, die Truppe des Nürnberger Managers Hans Maringer, präsentierte sich selbstbewußt und verhielt sich taktisch clever. Schwächen verriet in diesem Durchgang eigentlich nur die Abwehr. Libero Jürgen Haller (ein Sohn des Augsburger Ex-Nationalspielers Helmut Haller) spielte zu pomadig. Die Tatsache, daß er wohl der langsamste Libero der Bundesliga sein dürfte, wirkte sich natürlich gerade im Nürnberger Stadion extrem negativ aus. Gegen die schnellen Eckstein und Philipkowski oder den trickreichen Stenzel war Haller stets überfordert.

Punkt zwei, wovon der Club profitierte: Torhüter Mager hielt nie einen Ball fest, ließ ihn des öfteren sogar zur Mitte hin abprallen. Eckstein und Co. nutzten dies freilich immer wieder mit beherzten Weitschüssen.

Das größte Plus für die Höher-Schützlinge war aber der unbedingte Siegeswille, der eigentlich von Beginn an zu spüren war. Dieser Funke sprang im Laufe des Spiels auch auf das Publikum über, das einfach merkte, daß alle Club-Spieler mit Herz bei der Sache waren.

Hätte nicht Reiner Geyer mit einem Super-Freistoß aus gut 18 Metern in der 39. Minute das glückliche 2:1 erzielt, wer weiß, ob Berlins Trainer Hoss nach der Pause mit Karl-Heinz Riedle für Dirk Schlegel einen weiteren rein offensiven Mann gebracht hätte. Durch diese Einwechslung öffnete er freilich seine Abwehr, und der Club sorgte für ein Novum in dieser Saison: Zum ersten Mal wurde ein Spiel in den ersten 15 Minuten nach der Pause zugunsten des FCN entschieden, der sich in vielen Partien vorher gerade in jener Phase meist die „Butter vom Brot nehmen ließ".

Zunächst war es Reiner Geyer, der das Leder im dritten Nachschuß im Tor unterbringen konnte, und eine Minute später startete Eckstein nach einem herrlichen Stenzel-Paß und ließ Mager keine Chance - es stand blitzschnell 4:1.

In dieser Szene schieden sich noch die Geister, ob Eckstein beim Abspiel im Abseits gestanden hatte; aber in der 61. Minute war es überdeutlich. Erneut zog Eckstein allein durch, bediente den mitlaufenden Rudi Stenzel, und der Techniker lupfte den Ball mehr ins Tor, als daß erschoß (5:1).

Spätestens zu diesem Zeitpunkt war also alles gelaufen. Nicht jedoch für die Club-Spieler, die auch in der Folgezeit munter drauflosspielten und den Zuschauern etwas bieten wollten. Genau diese Eigenschaft ist es wohl, die dafür sorgt, daß die Zuschauer trotz sportlicher Rückschläge in Scharen kommen.

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