9. Spieltag 1981 / 82 Sa., 03.10.1981

1. Bundesliga

Bayern München - 1. FC Nürnberg

1:1 (1:0)

BAYERN MÜNCHEN:

Müller;

Dremmler, Horsmann, Weiner,

Augenthaler, Niedermayer, Dürnberger, Breitner, Hoeneß,

Kraus, Rummenigge

Trainer: ?

Wechsel: Sigurvinsson für Kraus (67.)

Karten: Gelb: Niedermayer

Tore: 1:0 Breitner (32.)

1. FC NÜRNBERG:

Kargus;

Täuber, Stocker, Schöll,

Weyerich. Eder, Glaser, Heck, Hintermaier,

Heidenreich, Dressel

Trainer: Klug

Wechsel: Lieberwirth für Glaser (67.)

Karten: Gelb: Heck, Hintermaier

Tore: 1:1 Hintermaier (73.)

-

Schiedsrichter: Gabor

Zuschauer: 66.000

Besondere Vorkommnisse: Breitner trifft Elfmeter (32.)

Spielbericht aus der CLUB-Revue Nummer 11 vom November 1981

AUS TRÄUMEN WIRD MANCHMAL FUSSBALL-WIRKLICHKEIT!

Mensch Meier, zwick' mich mal in den Arm. Weck' mich auf. Oder träume ich wirklich auf der Pressebank im Münchner Olympiastadion? Träume von alten Clubherrlichkeiten gegen Bayern München, von einstigen Erfolgen, großen Spielen? Nein, der Meier nebenan braucht mich nicht zu zwicken. Ich träume nicht. Ich sehe es wirklich, dieses Fußballwunder in der Bundesliga.

Der deutsche Meister und Tabellenführer gegen den Tabellenletzten: „Wie hoch soll's denn heute sein?", fragen die Bayern-Fans. Es wird nicht hoch. Und am Ende dürfen die stolzen Herren aus München ehrlich froh sein, mit einem 1:1 halbwegs heil aus diesem Bundesligaspiel herausgekommen zu sein. So paradox es klingen mag, aber es ist wahr: Der Club hatte in der zweiten Halbzeit und vor allem in der Endphase die Chance zum Sieg in München!

Aber was trauern wir einigen Chancen und vor allem Dieter Lieberwirths Gelegenheit kurz vor Schluß nach. Freuen wir uns vielmehr über eine Fußball-Sensation, die es gottlob in diesem Sport noch gibt und die diesen Fußballsport so interessant und spannend für die Massen macht.

Der Club holte seinen ersten Auswärtspunkt in dieser Saison ausgerechnet in München. In den letzten Jahren kehrte man eigentlich unter vier Gegentoren nicht aus München zurück. Diesmal schier ohne Hoffnung und Chance, kam man mit einem Punkt heim. Wie wertvoll er für Trainer Udo Klug war, zeigte seine überschäumende Reaktion nach dem Schlußpfiff. Der sonst so kühle, nüchterne Hesse flippte fast aus. Na, Gott sei Dank gibt's das auch noch in unserem ernsten Fußballgeschäft...

Bayern begann gut, selbstsicher und stürmte und schoß. Rudi Kargus hielt alles, was kam. In weltmeisterlicher Form war er, der Rudi. Keine Nervosität, kein Flattern, kein Fehler. Je besser die Bayern zielten, um so schneller reagierte der Clubtorhüter. Und immer mehr fingen die Bayern an, mit sich und der Welt zu hadern. Nichts klappte mehr.

Die Clubabwehr hatte sich glänzend auf die Stars eingestellt und so war es kein Wunder, daß Hoeneß total durch Stocker abgemeldet war, daß Rummenigge sich sehr schwer gegen Eder tat und daß Paul Breitner - meist gegen Hintermaier - oft „vernascht" wurde. Die Bayern sahen zusehends schlechter aus, weil der Club immer sicherer und konsequenter spielte.

Natürlich hatte Schiedsrichter Gabor, sonst ein guter Leiter, mit den Münchner Stars ein Einsehen. Eders Foul vor der Strafraumgrenze wurde von Rummenigge geschickt mit einem Salto ins 16-m-Feld des 1. FCN genützt und Gabor deutete - trotz aller Clubproteste - auf den Elfmeterpunkt. Breitner verwandelte zum 1:0.

Ein unberechtigter Elfmeter, gewiß. Aber hatte er nicht auch seine guten Seiten ? Die Bayern fühlten sich offensichtlich nun auf der Erfolgsstraße (nach der Pause ging es eigentlich nur noch um die Höhe des Bayern-Sieges, wenn die Schlußlichter aus Franken zusammenbrechen würden), während der Club das „Jetzt-erst-recht-Gefühl" mobilisierte und eine blendende zweite Halbzeit aufs Olympia-Parkett zauberte.

Ruhig, abgeklärt wurde aus der Abwehr heraus gespielt. Große Leistungen von Heidenreich, von Schöll, von Weyerich, um nur einige zu nennen. Die anderen kämpften und rackerten nicht minder erfolgreich.

Und dann kam endlich die 73. Minute: Freistoß nach Breitner-Foul. Hintermaier jagte den Ball aus 22 Metern genau ins Toreck, unhaltbar für den früheren Clubtorhüter Manni Müller. Ja, und bis zum Schluß fast noch Nürnbergs 2:1, hätte nicht Müller gegen Lieberwirth spontan reagiert.

Das 1:1 von München sollte Signalwirkung auf die Clubspiele der nächsten Wochen haben.

Franz Schäfer

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Links: Jubel auf Münchens „geheiligtem" Olympiarasen: Rudi Kargus kniet vor lauter Freude über das 1:1 auf dem Boden, und Horst Weyerich eilt auf ihn zu, um ihn gleich zu umarmen. Dieses Foto drückt wohl die ganze Freude der Nürnberger über ihren Punkt in München aus.

Rechts: So hart war's auch wieder nicht, wie es hier vielleicht aussieht: Peter Stocker (Nr. 3) im Zweikampf mit Dieter Hoeneß, der hier zu Boden geht.

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Links: Nach dem Schlußpfiff in München: Ersatzspieler Günter Eymold war aufs Spielfeld geeilt, um sich mit Norbert Eder (links) und Peter Stocker (rechts) zu freuen.

Rechts: Hier ist es Peter Stocker, der von Dieter Hoeneß auf den Bauch gelegt wird.

Fotos: Rauchensteiner (4)

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