Aufstiegsrunde 1970 / 71 So., 27.06.1971

8. Spiel

1. FC Nürnberg - Wacker 04 Berlin

3:0 (1:0)

1. FC NÜRNBERG:

Welz, Popp, Theis, Mußgiller, Schäffner, Kröner, Grimm, Nüssing, Maykowski, Drexler, Stegmayer

Trainer: Barthel Thomas

Wechsel: Müller für Drexler (78.), Leupold für Popp (84.)

Karten: ?

Tore: 1:0, 3:0 Maykowski (33., 88.), 2:0 Nüssing (81.)

WACKER 04 BERLIN:

Kludt, Hempfler, Fetkenheuer, Sydow, Pannewitz, Thieme, Siegmann, Müller, Haegler, Köhler, Lindner

Trainer: ?

Wechsel: Schwarze für Köhler (77.)

Karten: ?

Tore: ---

-

Schiedsrichter: Quindeau

Zuschauer: 5000

Besondere Vorkommnisse: Keine???

Spielbericht aus der FCN-Vereinszeitung Nummer 7 vom Juli 1971

Ein Abgesang ohne Glanz und ohne Ausstrahlung

Ein Abgesang ohne Glanz und ohne Ausstrahlung. Ein, gelegentlich ruppiger, Gegner von allenfalls Bayernligaformat, eine Clubelf ohne Explosivkraft, ein mäßiger Schiedsrichter und eine müde Zuschauerkulisse.

Man kann die Tragödie der Aufstiegsrunde nicht ohne einen kurzen, abschließenden Kommentar schlucken. Schon klingen uns die Ohren von den Einwänden derer, die sich darüber mokieren, daß hier ein paar harte Worte gesprochen werden. Aber sollen wir unsere Sorgen um unseren Club auf dem Marktplatz ausposaunen und sie nicht vielmehr in diesem unserem eigenen Rahmen erörtern?

Trainer Thomas ist weg. Aber die Schuld an dem glanzlosen Untergang ihm ganz oder überwiegend in die Schuhe zu schieben, bedeutete nur eine nicht zu rechtfertigende Suche nach dem Alibi. Was sich schon vor dem Beginn der Aufstiegsrunde ereignete, bedeutete alles andere als eine moralische Stärkung der Kampfkraft unserer Mannschaft. Es genügt wohl, kurz an die Affären Fred Böhm, Knefler und Höllerer zu erinnern. Dies und die Spielerpersonalpolitik grenzte zeit- und teilweise an Destruktion. Auch hier genügen einige Namen: Schäffner, Grimm, Welz, Stegmayer. Gewiß überhörten wir nicht die Begründung, es habe keinen Sinn, einen Torhüter zu halten (Welz war auch für die Regionalliga für zwei weitere Jahre verpflichtet), der fortstrebe. Aber, wie würde der Mannschaftsstamm heute aussehen, hätten wir alle Spieler gehen lassen, die dies ebenfalls wünschten? Andere meinen, daß Welz der letzte gewesen wäre, der „gestreikt" und sich auf die Reservebank hätte verweisen lassen, hätte man auf Einhaltung des Vertrags bestanden. Stegmayer, der dem Club neben Drexler die meisten Tore geschossen hat, hat gewiß an Leistung verloren. Aber das haben andere auch getan. Das Drängen auf seinen Abgang wird damit begründet, daß ihn die Beanspruchung als Olympia-Amateuer der Clubelf zu stark entzogen hätte und daß er nach den Olympischen Spielen bestimmt abgewandert wäre. Aber warum eigentlich so gewiß? Wer nun auch noch Kröner abwandern lassen wollte, sollte die Meinung des Bayern-Trainers Lattek über den derzeitigen Leistungsstand Stareks im „Sport-Kurier" vom 28. Juni nachlesen.

Jeder Clubfreund wird sich freuen, wenn es richtig ist, daß ein 18jähriger Torhüter in Kürze voll für die Mannschaft nachgereift sein wird. Denn die künftige Nr. l Diegelmann wird im November 32 Jahre alt und gewiß will niemand in die Verlegenheit kommen, in zwei Jahren vielleicht einen Torwart zum doppelten Preis erwerben zu müssen, den Welz einbrachte. Aber ging das alles nicht gelegentlich ohne ausreichendes Konzept (siehe auch Schäffner)?

Wir erörtern das nicht, um denen, die so viel Zeit für ihre ehrenamtliche Tätigkeit aufwenden, am Zeug zu flicken. Wir diskutieren es, um dazu beizutragen, daß endlich wenigstens drei Folgerungen gezogen werden:

1. Es genügt nicht, einen Verein von der Größenordnung unseres Clubs zuverwalten. Ein solches Unternehmen muß geführt werden (eine Forderung, die nichts mit der Zahl der Vorstandsmitglieder zu tun hat). Dazu bedarf es eines Vorstands, der die Richtlinien der Vereinspolitik setzt, und zu ihrer Umsetzung einer hauptamtlichen Führungskraft mit Managerqualitäten. Eines Mannes, der das Neben-und Gegeneinander, wie wir es gerade rings um die Aufstiegsrunde erlebten, kraft der ihm vom Präsidenten zu übertragenden Vollmachten mit harter Hand beendet. Eine solche Führungskraft wird nicht auf dem Markt angeboten. Man kann die Aufgabe auch nicht unter der Hand vergeben. Die Stelle müßte ausgeschrieben und dann nach Qualität besetzt werden.

2. Auch der 1. FCN müßte sich endlich vorbehaltlos der Forderung nach der 2. B u n d e s l i g a anschließen. Nur in ihr könnte sich unsere noch nicht völlig verwirtschaftete, veranlagte Mannschaft an mehr oder weniger gleichwertigen Gegnern steigern. Der Bummelmarsch durch die Regionalliga ist dazu nicht geeignet. Mit der zweigeteilten 2. Bundesliga (Nord/Süd) entfiele auch die Hetzjagd der Aufstiegsrunden, in denen sich Berufene und Unberufene herumquälen.

3. Durch diese und andere geeignete Maßnahmen muß es für leistungsstarke Spieler wieder attraktiver als bisher gemacht werden, beim Club zu spielen und bei ihm zubleiben. Zur Zeit gibt für die Ehre, das rote Trikot zu tragen, keiner mehr auch nur einen Pfifferling.

Entscheiden wir uns nicht endlich für neue Methoden, dann werden wir möglicherweise am Ende der nächsten Saison noch vergrämter aus der Wäsche schauen als diesmal. Muß das denn wirklich sein? Führung tut not.

Dr. K. Brömse

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