12. Spieltag 1970 / 71 Sa., 31.10.1970

Regionalliga Süd

1. FC Nürnberg - Bayern Hof

1:0 (0:0)

1. FC NÜRNBERG:

Welz;

Popp, Seuberth;

Nüssing, Wenauer, Theis;

Renner, Kröner, Drexler, Müller, Stegmayer

Trainer: Barthel Thomas

Wechsel: ---

-

Karten: ?

Tore: 1:0 Stegmayer (68.)

BAYERN HOF:

Strich;

Reißer;

Peterzelka, Detsch, Seifert;

Sieber, Stark, Breuer, Zapf, Lippert

Trainer: ?

Wechsel: Achatz für Reißer (46.),

Schönauer für Lippert (69.)

Karten: ?

Tore: ---

-

Schiedsrichter: Heckeroth

Zuschauer: 14.000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN Vereinszeitung Nummer 11 vom November 1970

Knapp, aber verdient

Man kann der Leistung unserer Mannschaft und der Wertung eines einzelnen Spiels nur dann gerecht werden, wenn man den Gesamtstand und die Tatsache würdigt, daß die Mannschaft zu Beginn der Spielzeit mit einer ganzen Reihe von neuen, meist sehr jungen Spielern antrat. Daß unser Club in der Tabelle dabei eine führende Rolle einnimmt, spricht für sich. Daß wir mit der Leistung und den Ergebnissen im einzelnen nicht immer zufrieden sind, ist einfach eine Folge des Umstands, daß eine Mannschaft dieser Struktur einer gewissen Geduld bedarf, weil auch hochveranlagten jungen Spielern noch die Erfahrung fehlt, die sie auch in verzwickten Situationen die Übersicht bewahren läßt, und zum Teil auch die kämpferische Härte, die eine Voraussetzung des Bestehens dort ist, wo mit Haken und Ösen gekämpft wird. Erst aus der Erfahrung entspringt das volle Selbstvertrauen, das es verhütet, daß bei der Notwendigkeit, einen gegnerischen Vorsprung aufzuholen oder einen knappen Vorsprung zu verteidigen, das Nervenflattern beginnt.

Wir wissen, daß angesichts mancher Spielsituationen, wie etwa im Verlauf nach dem Führungstreffer gegen Hof, da und dort die Meinung mangelnder Kondition aufkam. Sie dürfte aber irrtümlich sein. Im Spiel gegen Hertha BSC, das unter Betonung des spielerischen Elements offen, aber doch mit vollem Einsatz geführt wurde, zeigte unsere Mannschaft, daß sie in der Kondition auch mit höher plazierten Gegnern Schritt halten kann. Hier fehlte einfach die für junge Spieler schwer zu verdauende psychische Belastung, der sie ausgesetzt sind, wenn es um Punkte oder Pokale geht.

Im Spiel gegen Bayern Hof beruhte die bange Zeit nach der Führung in erster Linie auf dieser fehlenden psychischen Härte, auf dem aus mangelnder Selbstsicherheit entspringenden verkrampften Bemühen, nun umzuschalten und den Vorsprung über die Zeit zu retten. Das daraus resultierende Bestreben, nun ja nichts falsch zu machen, ist im Ergebnis ein Hemmnis.

Daß unser Trainer Barthel Thomas auch etwas vom moralisch-psychischen Aufbau einer Mannschaft versteht, dafür scheinen uns die zu tragenden Stützen unseres Clubs gewordenen Welz und Nüssing ein schlagender Beweis zu sein. Nur braucht eben alles seine Zeit.

Dabei wollen wir uns nicht kopfscheu machen lassen. Wir lasen in der letzten Zeit ein bißchen zu viel von „Krach beim Club" und von der Notwendigkeit, Spieler hart zu bestrafen. Der Club hat gerade in seiner gegenwärtigen Führung gezeigt, daß er sich von niemandem auf der Nase herumtanzen läßt. Er wird sich aber auch nicht von Leuten, die sensationeller Schlagzeilen bedürfen, in eine dann schädliche Maßlosigkeit hineinprovozieren lassen.

Der Sieg gegen Bayern Hof war hochverdient. Er hätte höher ausfallen können, wenn unser Spiel weniger in die Breite und nach hinten ausgerichtet gewesen wäre. Der Zwang nach vorne aus dem Mittelfeld bedarf noch der Steigerung. Vom vielangerufenen „Pech" wollen wir diesmal doch angesichts zahlreicher nicht verwerteter Chancen nicht reden. Denn auch Pfostenschüsse sind eben nicht genau genug gezielt und das Scheitern an einem letzten Mann auf der Torlinie beruht häufig weniger auf dessen Geschick als auf mangelnder Ruhe und Konzentrationsfähigkeit des Angriffs. Der Druck fehlte diesmal wohl in erster Linie, weil Kröner nicht ganz die sonstige Linie fand, und weil die Sturmbesetzung mit zwei echten Flügelstürmern (also Stegmayer und - einem willigen - Michl) doch schlagkräftiger ist. Das gilt um so mehr als Stegmayer diesmal zeigte, daß er an seine frühere Form anschließt. Wenn dann Drexler wieder das Selbstvertrauen findet, das er früher - berechtigterweise - zeigte, müßte es schon weiterhin klappen. Was aus einem Youngster dann werden kann, dafür liefert Nüssing das beste Anschauungsmaterial. Mit Geduld und Anfeuerung, auch wenn es einmal nicht so läuft, werden wir alle zum Enderfolg beitragen.

Dr. K. Brömse

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