26. Spieltag 1968 / 69 Sa., 15.03.1969

Bundesliga

Hertha BSC Berlin - 1. FC Nürnberg

2:0 (0:0)

HERTHA BSC BERLIN:

V. Groß;

L. Groß, Witt;

Wild, Enders, Bredenfeld;

Sangulin, Ipta, Brungs, Krafczyk, Steffenhagen

Trainer: Kronsbein

Wechsel: Kröner für Sangulin (70.)

Tore: 1:0 Brungs (57.), 2:0 Bredenfeld (65.)

1. FC NÜRNBERG:

Rynio;

Hansen, L. Müller;

Wenauer, Popp, Leupold;

H. Müller, Zaczyk, Nüssing, Küppers, Volkert

Trainer: Merkel

Wechsel: ---

Tore: ---

-

Schiedsrichter: Schulenburg

Zuschauer: 35.000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN Vereinszeitung Nummer 4 vom April 1969

Erstmals bekam dem Club Berliner Luft nicht

Für den Club war diesmal Berlin „keine Reise wert". Zumindest was das Spiel und das daraus resultierende Ergebnis betrifft. Erstmals mußte die Mannschaft ein Gastspiel an der Spree ohne Erfolg, ohne Applaus beenden. Dabei war man guten Willens und mit größter Entschlossenheit nach Berlin gekommen. Man wollte ein feuriges Musical bieten, daß daraus schließlich ein Trauerspiel, ein Drama wurde, hatten Regisseur und Darsteller nicht einkalkuliert.

Nach dem 1:1-Spiel gegen Schalke 04 war die Club-Elf in Berlin nicht wiederzuerkennen. Sie unterstrich wieder einmal, daß sie auf fremden Plätzen unbeschwerter, ideenreicher auftritt, als in der eigenen Arena. In den ersten 45 Minuten sah der Club wie der sichere Sieger aus. Selbstsicher, ohne Fehl und Tadel die Abwehr, auch der Sturm war in den ersten 30 Minuten „da", ließ den Ball laufen und versuchte mit Steilangriffen zum Erfolg zu kommen. Alle Akteure waren mit dem notwendigen Ernst bei der Sache. Sie wollten den Erfolg und schonten sich nicht. Die unrühmliche Ausnahme bildete Volkert, dem zwar einige Dribblings gelangen, der aber sonst so wenig Wirkung zeigte, daß sich sein Bewacher mit zunehmender Spieldauer immer häufiger in die Angriffsaktionen der Herthaner einschalten konnte. Die Formkrise von Volkert, sie war nicht erst in Berlin zu bemerken, ist einfach ein Rätsel. Ein Spieler, der über soviel technisches Spielvermögen, über Kraft und Kondition verfügt, muß für seine Mannschaft mehr tun. Der Volkert der letzten Wochen ist nur noch ein Abglanz aus dem Meisterschaftsjahr. Wie kann seine Spielfreude, sein Einsatz gehoben werden? Eine Antwort drängt sich nicht auf. War der Club im ersten Abschnitt die überlegene, die reifere Mannschaft, und bewahrte nur die Schußunentschlossenheit von Nüssmg und Volkert Hertha BSC vor einem 2-3-Torerückstand, so waren es im zweiten Akt die Berliner, die über weite Strecken den Takt angaben und nach deren Pfeife der Club oft tanzen mußte. Die Berliner waren in der zweiten Halbzeit physisch stärker, sie zwangen den Club durch unbändigen Einsatz in die Knie. Auf der Nürnberger Seite wurde nun der Fehler begangen, sich in Zweikämpfen aufzureiben und die, zunächst von den Berlinern ins Spiel gebrachte harte Gangart kopieren zu wollen. Da hatten sie aber die Rechnung ohne das Publikum und Schiedsrichter Schulenburg gemacht. Herr Schulenburg pfiff zunächst mäßig, dann aber regelmäßig falsch. Der Club konnte nun unternehmen was er wollte, er sah kein Land mehr. Die hektische Atmosphäre (die 35 000 sorgten phonmäßig für Länderspielstimmung) und die unverständlichen Entscheidungen des Schiedsrichters trugen nicht dazu bei, in den Clubreihen wieder Ruhe und Ordnung einkehren zu lassen. Den Rothemden muß aber der Vorwurf gemacht werden, daß sie von ihrer klaren taktischen Linie, die sie über weite Strecken der ersten Halbzeit verfolgt hatten, abwichen und dadurch dem Gegner die Tür zum Erfolg öffneten.

So kam es wieder zu einer durchaus vermeidbaren Niederlage (der wievielten eigentlich?), die die Lage des Clubs noch prekärer macht.

H. Röder

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