16. Spieltag 1967 / 68 Sa., 02.12.1967

Bundesliga

1. FC Nürnberg - Bayern München

7:3 (3:0)

1. FC NÜRNBERG:

Wabra;

Leupold, Popp;

L. Müller, Wenauer, Ferschl;

Cebinac, Strehl, Brungs,.Starek, Volkert

Trainer: Merkel

Wechsel: ---

Tore: 1:0 Strehl (26.), 2:0 Volkert (28.),

3:0, 4:0, 5:0, 6:0, 7:1 Franz Brungs (37., 50., 57., 62., 74.)

BAYERN MÜNCHEN:

Maier;

Kupferschmidt, Schwarzenbeck;

Roth, Beckenbauer, Olk;

Nafziger, Ohlhauser, Müller, Koulmann, Brenninger

Trainer: Cajkovski

Wechsel: ---

Tore: 6:1 Müller (72.), 7:2, 7:3 Brenninger (79., 89.)

-

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Schiedsrichter: Malka (Herten)

Zuschauer: 65.000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN-Vereinszeitung Nummer 12 vom Dezember 1967

Club „Herbstmeister" nach einem Spiel der Superlative!

Der Kampf um die Entscheidung der Herbstmeisterschaft 1967/68 wurde zum größten Fußballfest der letzten Jahre. Wohl selten hat eine Begegnung so fasziniert, so mitgerissen wie dieses Treffen. Es war eine Fußballkost für Gourmets, selbst der verwöhnteste Fußballfreund kam auf seine Kosten. Dem Chronisten, der sachlich kühl bleiben soll, fällt es schwer die Reihe der Superlative zu begrenzen.

Zehn Tore in einem Bundesligaspitzenkampf, wann hat es das schon einmal gegeben? Daß davon sieben für den Club fielen, füllt den Freudenbecher bis zum Rand, Und daß sämtliche Nürnberger Treffer glänzend herausgespielt waren, läßt uns noch hoffnungsfroher in die Zukunft blicken.

Dieser 2. Dezember wird ein unvergeßlicher Tag in der Clubgeschichte bleiben. Daß neben 65 000 Zuschauern auch zahlreiche Prominenz, unter ihr Bundestrainer Helmut Schön, die Nürnberger Fußballdemonstration sah, erfüllt uns mit Genugtuung. Vielleicht revidiert der Bundestrainer nun doch seine Meinung über die Nürnberger Spielweise und über einige Club-Akteure. Hat Herr Schön erkannt, daß Nürnberg jetzt nicht nur eine ausgezeichnete Abwehrkette, sondern auch hervorragende Stürmer besitzt?

Diese Begegnung erwies erneut, daß es eine Mär ist, daß Spieler mit 30, 31 oder 32 Jahren in die Reserve und nicht in die 1. Mannschaft gehören, Die sogenannten „alten Recken" Strehl, Wenauer, Wabra und ganz besonders Brungs gehörten zu den Garanten des Erfolgs über den Europacup-Sieger. Und ich bin der Meinung, sie werden auch noch zwei, drei Jahre die Korsettstangen unserer Lizenzspielerelf bilden. Max Merkel hat es meisterlich verstanden, sie schnell zu machen und ihre Spiellust zu wecken.

Wenn an dieser Stelle Brungs besonders herausgehoben wird, dann ist es keine Herabsetzung der Leistung aller übrigen Akteure. Aber ein Mann, der in solch einem wichtigen Spiel fünfmal erfolgreich ist, muß besonders genannt werden. Zwei Tage vor seinem 31. Geburtstag erlebte der Franz einen seiner größten Tage in seiner gesamten Laufbahn. Schlagartig ist er wieder in den Mittelpunkt gerückt. Situationen, bei denen er noch vor einem Jahr ängstlich das Leder vom linken auf den rechten Fuß schob und damit zahllose Chancen vergab, hält er heute selbstbewußt das Schußbein hin oder segelt durch die Luft, um eiskalt zu vollenden. Er ist Rennpferd und Vollstrecker zugleich geworden. Nicht nur der Club, auch die „Bayern" werden diesen Tag lange Zeit in Erinnerung behalten. Sie werden ihn allerdings unter negativen Aspekten sehen. Wann ist diese sympathische Mannschaft schon einmal so „vorgeführt" worden? Welcher Mannschaft ist es bisher gelungen, den Tabellenzweiten so zu deklassieren? Ein Spielrausch und der eiserne Wille aller Clubspieler verzauberte die Männer um Beckenbauer und Gerd Müller. Kopf­schüttelnd und völlig demoralisiert saßen einige „Bayern"-Akteure noch lange nach dem Spiel in ihrer Kabine. Sie waren fasziniert vom Club und gaben diese Ansicht auch in ihren Kommentaren wieder. Man suchte nicht nach Entschuldigungen, das ehrt die Einstellung dieser Mannschaft.

Auf Club-Seite zeigte man sich natürlich erfreut über die vorzeitige Entscheidung der Herbstmeisterschaft. Nun kann die Mannschaft in Dortmund gelöst aufspielen und läuft nicht Gefahr, den inoffiziellen Titel am letzten Tag der Vorrunde eventuell doch noch zu verlieren. Solche Spekulationen waren ja von „befreundeter" Seite schon angestellt worden. „Was wir brauchen ist Aktion", forderte Trainer Max Merkel immer wieder von seinen Schützlingen. „Wir müssen einen Wirbel machen, damit die Zuschauer noch lange etwas zu reden haben." Nun, der Wirbel des 2. Dezember dürfte Gesprächsstoff für lange Wochen bilden.

H. Röder

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